Boy - Mutual Friends
 

Für einige feine, meist kleine Radiostationen, war „Little Numbers“ so etwas wie der heimliche Sommerhit in einem Sommer, der keiner war. Es ist müßig noch einmal zu erklären, dass Boy keine Boys sind, nicht mal schwule Boys, wie der Bandname suggerieren könnte, sondern zwei junge Musikerinnen, die sich auf einer Art Popakademie in Hamburg kennen gelernt haben. Die Hamburger Bassistin Sonja Glass war von der ausdrucksstarken Stimme der Schweizer Sängerin Valeska Steiner so angetan, dass sie sie direkt ansprach, um mit ihr gemeinsam die ersten Songs aufzunehmen. „Ich hatte Lust auf eine neue Stadt“ erzählte Valeska Steiner in der N3 Talkshow. „Alles passte zusammen.“ Diese neue Stadt heißt Hamburg und hier - und natürlich in Berlin, sind die meisten Stücke des Debütalbums entstanden. Leichtfüßiger Pop, mit unbedingtem Sommerappeal und immer wieder sehr gelungenem Songwriting. Nicht nur „Mutual Friends“ ist ein echter Pophit, sondern auch mein persönliches Lieblingsstück „Drive Darling,“ das schon seit einiger Zeit durchs Netz geistert und die Geschichte des Umzugs von Zürich nach Hamburg der charmant, hübschen Sängerin Valeska Steiner erzählt.  "And no rearview could picture what we leave behind. Drive Darling, drive." Der Text mag melancholisch klingen, die Musik aber treibt im Midtempo an und verführt zum mitsingen. Popmusik gewinnt plötzlich wieder an Bedeutung, ist unpathetisch, leicht und doch hintergründig. Die Instrumente haben die beiden gemeinsam mit dem Multiinstrumentalisten und Produzenten Philipp Steinke, der sich in seinem Elternhaus im alten Kinderzimmer ein Studio eingerichtet hat eingespielt. Thomas Hedlund, der Schlagzeuger von Phoenix ist der bekannteste Name unter den Mitwirklenden. Man hat sich in Zürich bei einem „netten Abend“ kennengelernt und dann, ein paar E-Mails und Telefonate später fand sich der Franzose im Hamburger Studio ein und half drei Songs die Leichtigkeit zu erhalten. Die Geschichten von Boy sind immer wieder zum zuhören. Anrührend, wie „Waitress“ die Geschichte einer Kellnerin erzählt, die darauf wartet, dass ihr Leben beginnt. Die Mischung aus Poesie, Ansichten des Lebens in den unterschiedlichsten Situation und der Leichtigkeit, die oft an Feist erinnert, macht diese Platte zu einem treuen Begleiter für die kurzen Momente, in denen in diesem Sommer die Sonne durch die Wolke gebrochen ist. Vergänglich, aber in diesen Monaten unerlässlich!  

Als CD, auf Vinyl und als Download erhältlich
Boy
Sonntag, 11. September 2011