Chris Rea - Santo Spirito Blues
 
Als Chris Rea sich 2006 mit einer Abschiedstournee von seinem Publikum verabschiedete, war das Bild bei den Fans das immer gleiche. Frauen im mittleren Alter schwelgten in den bestuhlten Hallen in Erinnerungen und romantischen Träumen und Hobbygitarristen standen in den ersten Reihen, um etwas dazuzulernen. Tatsache ist, dass Chris Rea zwar durch seine Balladen unter Musikliebhabern oft verkannt wurde, er aber mit seinem Gitarrenspiel immer zu der Topliga gehörte. Die diagnostizierte Krebserkrankung 2000 zwang den Engländer in den frühen Ruhestand. Doch da es keinen Ruhestand bei Musikern gibt, Chris Rea nun mal Gitarrist, Sänger und Songschreiber ist, bekam er den Blues. Wie erfolgreich Blues heutzutage noch sein kann bewies er mit seinem Mammutwerk "The Blue Guitars" (11 CDs!) und "The Return of the Fabulous Hofner Bluenotes" (3 CDs, 2008). „Santo Spririto Blues“ hält das erste Mal seit zehn Jahren neue Songs bereit, die eine Mischung aus seinem routinierten Songwriting der Erfolgsjahre ist und den Blues doch nicht vergisst. Neben dem straighten Blues-Rocker "Dancing My Blues Away", dem knackigen "Never Tie Me Down", dem groovigen "Rock & Roll Tonight" und dem subtilen "Slow-Walz Electric Guitar" ist die erste Single "The Chance Of Love" sicher die, für die sich die Chris Rea Fans der frühen Jahre am ehesten begeistern werden. Ein bisschen „Let’s dance,“ ein bisschen „Josephine,“ fertig ist der Hit. Lediglich „Think like a woman,“ oder die Ballade „I will go on“ lassen noch den einst brillanten Songschreiber Chris Rea aufblitzen. Die Grundstimmung des neuen Albums findet sich im mittleren Blues Rock Tempo. Das Handwerk steht leider zu oft der Songwriterkunst im Weg. 
Doch Chris Rea hat sich mit seinen erfolgreichen Konzeptalben der letzten Jahre in die Idee verliebt, immer mehr als nur eine CD zu veröffentlichen. „Santo Spirito Blues" erscheint nicht nur als einzelnes Album, sondern auch als 5-Disc-Box Set (3 CDs & 2 DVDs), auf denen sich zwei Feature-Filme und deren Soundtracks als Audio-CDs befinden. Mit einer wilden Verbindung, einer ungewöhnlichen Erzähl- und Collagetechnik in der er Bild, Musik und Text versucht zu vereinen, erzählt er die Geschichte eines Mannes auf der Suche nach der letzten Wahrheit, die er in den irdischen Religionen nicht finden kann. Der Film ist inspiriert durch den Selbstmord eines Freundes. Kein leichter Stoff, aber geradezu Unterhaltung gegen den zweiten Film „Bull Fighting.“ Hier erzählt er die Geschichte eines Stierkampfes, zunächst aus der Perspektive des Matadors und dann aus der Sicht des Stieres. Tradition, Ehre, Männlichkeit und das Töten als Sport.
Die teils drastischen Bilder sind nichts für schwache Nerven. Fair allerdings ist der Preis. Wer sich mit Chris Rea auf die Reise in die Filmkunst begeben möchte, zahlt für 2 Bonus CDs und 2 DVDs gerade mal vier Euro mehr. Und doch hat mir persönlich die Geschichte des roten Ferraris aus dem Jahr 1992 (Auberge) besser gefallen.

Als Standard CD oder als Boxset mit 3 CDs und 2 DVDs erhältlich.
Chris Rea
Samstag, 17. September 2011