Waterboys - An appointment with Mr. Yeats
 
Waterboys
“An Appointment with Mr Yeats” 
Proper Records

Eingeweihte wissen, dass die Waterboys zu den wichtigsten Bands der 80er Jahre gehören. Für mich waren sie in meiner Jugend die Offenbahrung, der direkte Weg zur großen Musik. Für die Schotten habe ich die Schule geschwänzt, um quer durch Deutschland zu den raren Konzerten zu fahren, nächtelang Fanzines geschrieben, die ich vor den Hallen verkaufte und mein Taschengeld für einen Flug zum einzigen Waterboys Konzert nach London geopfert, um „Fishermans Blues“ live zu sehen. Da stand Mike Scott, inmitten des Gewitters seiner genialen Band, die er eigentlich nicht braucht, weil er alle Instrumente selbst spielen kann. Die Haare wild und lang um den Kopf, die Stimme, den Urgewalten trotzend und ein Pathos in der Stimme, von dem Bono nur träumen kann. Was Mike Scott zu sagen hatte war wichtig, aber oft schwer verständlich. Spirituell und interpretierbar. Die Gewalt der Worte war kaum bei einem anderen Musiker so greifbar. Aufgewachsen, zwischen Büchern in einem Lehrerhaushalt, wurde er geradezu infiziert von den großen Dichtern. Gemerkt hat man das immer, denn schon auf „Fishermans Blues“ vertonte er mit „Stolen Child“ ein William Butler Yeats Gedicht. Fünf Jahre später setzte er noch ein weiteres Yeats Gedicht mit Musik um, „Love and Death“, das auf ihrem ‘Dream Harder’ Album erschien. Über die Jahre hinweg hatte Scott allmählich eine Fülle von Material angefertigt, welches auf den Schriftstücken von Yeats basierte. Eine Anzahl dieser wurde von Scott im Abbey–Theatre während des “Yeats International Festivals 1991” aufgeführt, aber die meisten blieben in Scotts privatem Songbuch – wartend auf die richtige Gelegenheit der Umsetzung. “An Appointment with Mr. Yeats” ist nun dieser lang ersehnte Kontext. 14 Gedichte vertonte Mike Scott mit seiner neuen Waterboys- Besetzung. Von der Ur-Manschaft ist nur der geniale Fiddle-Meister Steve Wickham übrig geblieben. Neu dagegen ist die tolle irische Sängerin Katie Kim, die Multi-Instrumentalistin Kate St. John, die Flook-Flötistin Sarah Allen und der katalanische Posaunist Blaise Margail. Was zu hören ist, ist gewaltig. Die Waterboys klingen so gut wie vor 20 Jahren. Mike Scott singt wieder so, als ginge es um sein Leben. Jede Minute, jede Sekunde. Die Songs beweisen, was für ein Genie er noch immer ist. „White birds,“ Sweet Dancer,“ „Before the world was made“, „Let the earth bear witness“ oder „September 2013.“ Mike Scott mag ein Schrat sein, ein wunderlicher Kauz, einer der mit Druiden und Bäumen spricht, doch mit diesem Album setzt er nicht nur seinem Idol William Bulter Yeats ein Denkmal, sondern auch sich selbst. Dies ist gewaltig, tief bewegend und genial.

Als CD, als Download und auf Vinyl erhältlich.
Waterboys
Freitag, 23. September 2011