Tori Amos Night of hunters
 
Tori Amos
“Night of hunters” 
Deutsche Grammophon

Es ist, als sei Tori Amos nach Hause gekommen. Ihr erstes Album für die Deutsche Grammophon ist eine Klassikplatte. Niemanden, der sich mit Tori Amos beschäftigt hat dürfte dieser Schritt überraschen. Alle kommt jetzt zusammen. Schubert, Debussy, Chopin und das Corn Flake Girl. Was in der Popmusik durch ihren konsequenten Weg in die klassische Musik verloren geht, bekommt die Klassik jetzt als Bereicherung beschert. Es ist ein Liederzyklus in Schubertschem Stil geworden. Das Düstere regiert. Eine verlorene Liebe – in dieser „Nacht der Jäger“, durchwachte Stunden voll Verzweiflung, Wut und Depressionen und am Ende dann - wie in der Winterreise der klärende Morgen. Es herrscht Frieden. Bestens bedient Tori Amos dazu auch die optischen Muster. Auf dem Cover schaut sie wie eine Mischung aus Domina und Vampir an der Kamera vorbei. Leuchtend rote Haare, die spitzen Eckzähne verborgen hinter sinnlichen Lippen. Tori Amos wird als Gesamtkunstwerk wahrgenommen. Doch die wahre Kraft liegt in der Musik. Wenn Tor Amos, die ausgebildete Pianisten vom Peaboy Konservatorium, dieses Wunderkind am Klavier „das ist nicht mein Blut“ singt, „das ist nicht das Glas das ich geworfen habe“ hinzufügt und dazu nur die tiefen Tasten auf dem Klavier bedient, möglichst aus zwei Bösendorfer Flügeln gleichzeitig und damit eine flirrende Nervosität erzeugt, um sich dann vollkommen unvermittelt in „Your Ghost“ der reinen Schönheit hinzugeben, dann werden wir selbst zu einem Teil in diesem Liederkosmos, dem Leidenskosmos voll Zweifel, Hoffnung und Drama. Jetzt hat sie mit der Deutschen Grammophon einen Pakt geschlossen. Sie sollte Lieder auf den Grundlagen von Bach, Scarlatti, Schuman, Schubert, Copin, Mussorgsky und Debussy aufnehmen. Die Geister von Händel und Mozart kamen vorbei, doch sie fand keinen Weg der Kommunikation mit ihnen, erzählte sie einem Zeit-Journalisten. Es sind klassische Musiker, die Popmusik bestenfalls aus dem Autoradio auf dem Weg von Zuhause in die Philharmonie kennen, die Amos zu dieser aufregend schönen Platte verhelfen. Die Flötistin Laura Lucas, der in Berlin lebende Brite Nigel Shore, Solo-Oboist an der „Komischen Oper“, Peter Whelan, Solo-Fagottist beim „Bournemouth Symphony Orchestra“, Luke Whitehead, Solo-Kontrafagottist des „Royal Philharmonic Orchestra“, das junge polnische Streichquartett „Apollon Musagète“ oder der 22-jährige Andreas Ottensamer, Solo-Klarinettist bei den Berliner Philharmonikern. Spiritualität, Naturgeister, Indianer, Schamane, die Schar der Wesen, die Tori Amos umgeben werden auf jedem Album mehr. So gut haben sie sich noch nie vertragen.

Als CD, als Download und demnächst auf Vinyl erhältlich.
Tori Amos
Freitag, 30. September 2011