Blue Note Trip
 
Blue Note Trip Folge 9
DJ Maestro
Blue Note

Wer den Blue Note Katalog sortieren muss, hat den vielleicht schönsten Job, aber sicher auch den anstrengendsten der Welt. Vielleicht stimmt die fast romantische Vorstellung, dass man in einem Kellergewölbe, irgendwo in New York steht und hilflos auf unendliche Stahlregale mit alten Bändern blickt. Man traut sich wahrscheinlich kaum zu atmen. Es soll niemanden geben, der den absoluten Durchblick durch das unerschöpfliche Material hat. Der Holländische DJ Maestro aber, gehört zu den wenigen Teil- Eingeweihten. Zum neunten Mal hat er in den Archiven gestöbert, Bekanntes und Unbekanntes gefunden, probegehört und dezent mit neuem Sound versehen. Seit er 2003 die mit einer knapp halbe Millionen mal verkaufte Blue Note Trip Serie ins Leben gerufen hat, weiß er was er tut, hat das goldene Händchen. Er weiß was groovt, wie ein Jazzhit heute klingen muss und wie man es schafft, die Jazz-Puristen nicht zu verschrecken. DJ Maestro ist in der Jazzszene anerkannt, obwohl er nicht einen einzigen Song selbst geschrieben hat. 
Sein Sommerwerk 2011 nennt er „Heat Up / Simmer Down." Wie auch bei den vergangenen Zusammenstellungen hat er die beiden CDs in groovige und eher ruhige Jazztunes aufgeteilt.  CD1 eröffnet dann auch gleich mit einem Rare-Groove-Klassiker par excellence aus dem Jahre 1972, nämlich Cannonball Adderley's „Fun In The Church.“  Gleich ist man versucht sich das Original zu besorgen, so wie bei vielen der 37 Tracks. Oft ist es nur der Beat, der den Originalen mehr Drive verleiht, manchmal auch bestimmte Passagen, die in den Vordergrund rücken, obwohl sie nie als Hookline geplant waren. Man sollte die Remixe nie mit den Originalen vergleichen, denn das würde den Spaß an der Sache nehmen. DJ Maestro eröffnet viel mehr eine neue Welt. Und das tut er mit großen Namen wie Bobbi Humphrey, Lonnie Smith, Donald Byrd, Grant Green oder Peggy Lee, die mit einem „Sittin’ on the dock of the Bay begeistert, das in einem knalligen Easy Listening Beat daherkommt. Erst auf der zweiten CD fährt der DJ das Tempo runter. Interessant, dass er in der neunten Ausgabe seiner Compilation auch neue Jazzkünstler wie Amos Lee, Raul Midon, Dianne Reeves, Cassandra Wilson oder Bobby McFerrin mit einbezieht. Bestens integrieren sie sich in die Klassiker von Horace Silver, The Three Sounds, Nancy Wilson, Machito oder Donald Byrd, der zweimal auf dem Album vertreten ist. Blue Note Trip 9 ist eine Jazzcompilation, die ein bisschen Sommer in das Haus bringt und wie jede Ausgabe eine Lehrstunde in der Jazzwiederentdeckung ist. Für diejenigen, die nach den Originalen suchen, könnten die nächsten Wochen ziemlich kostspielig werden.

Als CD und als Download erhältlich
Blue Note Trip
Montag, 25. Juli 2011