Dave Stewart - The blackbird diaries
 
Dave Stewart
The Blackbird Diaries
Surfdog

Es passt zu dem Dave Stewart 2011, dass er gerade verkündete, nun in der neuen Band von Mick Jagger zu spielen. Obwohl mit Joss Stone, Damian Marley und A.R. Rahman auch jüngere Kollegen mit von der Partie sein werden, dürften sie nach Altmänner Rock klingen. Eine Überzeugung, die man nicht nur durch die vergangenen Stones-Platten, sondern auch durch das neue Dave Stewart Werk „The Blackbird Diaries“ vertreten muss. 
Die Songs klingen wie aus einer anderen Zeit und sind zum großen Teil vollkommen uninspiriert. Dass Dave Stewart ein Fan der Beatles ist, hat er auf seinem Erstlingswerk mit den Spiritual Cowboys bewiesen, dass er sich aber jetzt dem erdigen Blues und Country, einem Riff von The Velvet Underground oder einer definitiv geklauten Hookline von Elton John bedient, ist gewöhnungsbedürftig.  Auch die regelmäßige Arbeit mit Bob Dylan hat Spuren hinterlassen. His Bobness ist dann auch nicht der einzige Kollege, der mit von der Partie ist und für einen gewissen Erfolg sorgen wird. Die mit Stevie Nicks gesungene Ballade „Cheaper than free,“ ist wie geschaffen für das amerikanische Mainstream-Radio. Warum Dave Stewart so amerikanisch wie nie klingt, ist schnell erklärt. "The Blackbird Diaries", wurde innerhalb einer knappen Woche in Nashville/Tennessee, den berühmten Blackbird Studios aufgenommen und abgemischt. Welch goldenes Händchen Dave Stewart bei der Produktion hat, ist oft bewiesen und primiert worden und auch auf seinem neuen Soloalbum gibt er sich keine Blöße. Instrumentierung, Sound und Arrangements sind top. Alles passt, wären da nicht die vielen Songs, die rechts rein und links raus gehen. Oft fühlt man sich an das Bob Dylan Album „Modern times“ erinnert, das nur so außergewöhnlich und großartig ist, weil Bob Dylan es mit seiner gereiften Stimme singt. Die Songs sind tausendmal gehört, kommen aber vom Herzen und sind authentisch. Bei Dave Stewart ist das anders. Die Ausflüge in den Blues/Rock/Country sind ein Experiment, das er sich als Künstler leistet. Ab und zu gelingen sie ihm auch. So ist das launische, zugegeben etwas schwülstige Duett mit Martina McBride, ein echter Volltreffer und wer die Karriere des Multiinstrumentalisten verfolgt hat, weiß, dass dieser Mann Songs wie „All messed up“ aus dem Ärmel schütteln könnte. Schade, dass er das zu selten beweist. Bleiben wir aber bei den positiven Herausreißern und das sind erstaunlicherweise die wenigen ruhigen Songs. Zusammen mit den Secret Sisters hat er mit „One way ticket to the moon“ sogar einen Song geschrieben und gesungen, den man wieder und wieder hören möchte. Wer noch heute den Dire Straits nachtrauert, dürfte hier leuchtende Augen bekommen. Schade, dass die Diskrepanz zwischen Gut und hingeschludert diesmal so groß ausgefallen ist. Und doch, sollte man einen wie Dave Stewart nie abschreiben.

Als CD und als Download erhältlich
Dave Stewart
Montag, 25. Juli 2011