Heather Nova - 300 Days at sea
 
Heather Nova
300 Days at the sea
Smd Col.

Heather Nova hat in ihrer Karriere immer wieder tolle Platten gemacht. Einige sind so  gut, dass sie in eine Liste mit den besten Alben der 90er und 2000er Jahre gehören müssen: (Oyster 1994, oder Storm 2003). Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. („The Jasmine Flower 2008, Redbird 2005). Mit ihrem achten Studioalbum „300 Days at sea“ eröffnet Heather Nova mit einem Song, bei dem man sich fragt, warum er im Radio nicht rauf und runter läuft. „Beautiful ride“ lässt großes hoffen, doch das Versprechen ist zu groß. Die Songs laufen zunächst durch und erst beim zweiten Durchhören kann man Perlen entdecken, vor allem textlich.  
„300 days at the sea“ ist eine Kindheitsplatte, ein Album, auf dem Heather Nova sich an ihre eigene Geschichte erinnert, die zwar oft erzählt wurde, aber auch so ungewöhnlich und schön ist, dass man sie immer wieder hören möchte. 
Heather Nova, jene Frau, die bei ihren Livekonzerten den Männern den Kopf verdreht, ist auf den Bermudas aufgewachsen. Sie überquerte mit ihren Hippie-Eltern den Atlantik, fuhr mehrmals quer durch die Karibik und lebte auf einem Schiff. „Moon,“ so nannten ihre Eltern ihr Zuhause. Inzwischen liegt es auf dem Meeresgrund - zerschellt an einem Riff. Der Song „The Good Ship „Moon“ ist diesem Schiff gewidmet. Im letzten Jahr tauchte Heather Nova hinunter zum Wrack und sah ihre Kindheit vor sich liegen. „Wie ein offenes Grab liegt es da auf dem Meeresgrund“ erzählte Heather Nova kürzlich in einem Interview. Schon beim Auftauchen dürfte sie genügend Stoff für ein ganzes neues Album im Kopf gehabt haben. „300 days at the sea“ ist das Ergebnis all ihre Geschichten aus einem ungewöhnlichen Leben. Der Strand, die Piraten, das Meer die Bermudas. Ein Ort, an den wir versucht sind uns hinzuträumen, das unbeschwerte Leben vor dem geistigen Auge. Doch auch die Bermudas sind ein Ort, an dem Menschen leben. Reiche und Arme, kriminelle und rechtschaffene. Auch davon handeln die Songs auf Heather Novas neuem Album - und über die Umweltzerstörung. Zauber und Leid liegen dicht beieinander. Dass „300 days at the sea“ textlich sehr emotional ist, liegt auf der Hand, doch immer wieder fragt man sich, warum die musikalische Oberfläche oft so still daliegt, wie das Wattenmeer. Auch wenn die Arrangements viel rockiger sind als auf den letzten beiden, etwas verunglückten Alben, bricht Heather Nova zu selten aus. „Do something that scares you“ ist ein positives, mitreißendes Beispiel. Ein Song, der sich immer wieder neu aufbaut und in seiner Dynamik an den Wellenschlag erinnert, der noch immer in ihr wohnt. Man könnte noch unendlich viele Geschichten erzählen, die das Leben dieser Ausnahmekünstlerin schreibt, vielleicht vergisst man auch irgendwann vor lauter Spannung die Musik, die immerhin auf dem Weg zu einer Besserung ist und mich hoffen lässt, dass die ganz große Platte noch kommen wird. Vielleicht der legitime Nachfolger von „Storm.“

Als CD und als Download erhältlich
Heather Nova
Montag, 11. Juli 2011