Randy Newman - Songbook Vol. 2
 

Jedes Lebenszeichen, jeder Text, jeder Klavierakkord des wohl bösesten, zynischsten und klügsten aller Songschreiber wird in der Fangemeinde wie eine Offenbarung wahrgenommen. Neue Songs gibt es auf „Songbook Vol.2“ nicht zu hören, dafür aber Stücke, die den Älteren von uns seit den frühen 70er Jahren so kostbar sind, dass sie sich durch das ganze Leben ziehen. 16 Stücke von 1968 bis heute interpretiert der unbequeme Amerikaner diesmal nur am Piano, in nackten, abgespeckten Versionen. Kein Orchester, kein rollender Rhythmus, als Sinnbild der stampfenden Eisenbahn in „Dixie Flyer,“ kein Orchester, keine große Produktion. Als Randy Newman 2003 sein “Songbook Vol. 1” herausbrachte, warf man ihm vor, dass den Stücken der Reichtum eines Orchesters fehle. Das ist auch bei “Songbook Vol. 2” nicht anders, dafür aber gibt es vieles zu entdecken. Einiges davon so dicht und unheimlich, dass man die Spannung eines Psychothrillers durchlebt. Die Geschichte des Lüstlings, der aus der Telefonzelle bei “Suzanne” anruft und verkündet: “Suzanne, you won’t know it, but I’ll be behind you” ist in der Originalversion von “12 Songs” nicht so befremdlich und gruselig und auch “The girls in my life (Part1)” hat durch die Produktion von 1979 nicht diese Intensität. Der böse Satz am Ende des Songs, in dem Randy Newman, nachdem er von den Frauen in seinem Leben berichtete und nun verheiratet sei, und dass die Girls bis zur Hochzeit nur einen Teil seines Lebens ausmachen, kam nie so pointiert. Pointen setzt der Pianist auf diesem Album gerade deshalb so gekonnt, weil er mit seinen mitunter harten Klavierschlägen der Einzige im Ring ist, der weiß was kommt. Das Klavier ist zum Spielzeug geworden. Oft stakkatohaft, abgehackt und manchmal wunderschön wie auf “Losing you” oder “Sandman’s coming,” ist sein Spiel. Doch meistens sitzt der ergraute Geschichtenerzähler mit dem beissenden Humor und dem Zynismus in der brüchigen Stimme, die nur wenige Töne umfasst, wie im Zirkuszelt an seinem alten Klavier. Die Attraktion, der alte Ragtime Pianist, der sein Land nie liebte und es doch irgendwie ausgehalten hat. So wie Bruce Springsteen, der die Dinge ähnlich sieht und in Randy Newmans “My life is good” wieder als Gesprächspartner auftaucht: “Rand, I’m tired. How would you like to be the Boss for awhile?” Die Metaphern, die Bilder, die diesen Geschichten in grau bunten Farben dieses Leben einhauchen, sind einmalig und niemand bringt sie seit Weil/Brecht so treffsicher ins Ziel, wie der inzwischen 68jährige.


Als CD und als Download erhältlich
Randy Newman
Samstag, 14. Mai 2011