Christian Kjellvander - The Rough and Rynge
 
Reisen bildet sagt man, oder wie der Folk und Bluesmusiker es ausdrücken würde: “It´s the only.” Wir erinnern uns an die Bilder des reisenden Hobos Bob Dylan, denken an die endlosen Trampertouren des Jack Kerouac, oder an all die reisenden Musiker des letzten Jahrhunderts. Auch wenn das Reisen sich verändert hat, bleiben die Geschichten noch genauso aufregend wie in den 60er Jahren. Der schwedische Singer Songwriter tourte zwei Jahre lang mit seiner Band und seiner Familie per Boot, Bus, Bahn und Auto durch die feinsten Konzertsäle, Wohnzimmer und Hausgärten nordamerikanischer und europäischer Musik-Enthusiasten und spielte sogar auf Pariser Hochhausdächern. Wenn man morgens aufwacht und nicht mehr weiß in welcher Stadt man gerade ist, wo man heute hin muss und vergessen hat, wo man herkommt, dann liegt das Leben zwischen Rausch und Traum. Was bleibt sind die Geschichten. Die tragischen, die lustigen und die skurrilen. Christian Kjellvander brauchte Zeit um sie zu verarbeiten. Kein Wunder also, dass zwischen seinem Album „From Here/I Saw Here From Her” drei Jahre liegen. Nach drei Monaten Tourleben in Nordamerika und zahllosen flüchtigen Begegnungen mit einem Volk, das dabei ist seinen Optimismus zu verlieren, gab es viel zu verarbeiten. „Gardner River,“ das schönste Stück des Albums könnte als Sinnbild des Albums verstanden werden. „Born as a middle-man, between the sons and daughters, old woman and old men, and like the fall it came so clear, we`re watered down from year to year and year and year.“ Dann singt Kjellvander mit erwachsener und sehr ernsthafter Stimme von der Kraft des Flusses und der Unausweichlichkeit der Dinge. Christian Kjellvander wollte den Dreck der rauen Welt abwaschen und sich zurückziehen, eine Zeitlang in einem Zelt mit seinen Hunden leben. Es sind die Pläne eines Mannes, der nur noch Ruhe will. Die Platte berührt so, weil das Gefühl so vertraut ist. Christian Kjellvander ist ein Künstler und ein reifer Songschreiber. Statt des Zeltes entschied er sich für ein kleines abgelegenes Haus in Schweden, um die Songs zu schreiben. Die Aufnahmen dauerten am Ende nur fünf Tage. Eingespielt mit einer kleinen Band, ohne Overdubs, live und direkt in einer Scheune an den Bahngleisen. Sodass man schnell wieder los kann, auf den Güterzug springen, wie ein Hobo durchs Land reisen kann und hören, erzählen und singen kann. Die Welt ist voller Geschichten und Songs.
  
Als CD, Vinylplatte und als Download erhältlich
Christian Kjellvander
Sonntag, 6. Februar 2011