Gus Black - The Day I realized
 
Der inhaltsschwangere Titel „The day I realized…“, lässt die unterschiedlichsten Interpretationsmöglichkeiten zu. Im Falle des Gus Penaloza, der sich Gus Black nennt, geht es um die Liebe. Wenn man alles im Leben erreicht hat und eines Tages aufwacht und realisiert, dass die Liebe fehlt, dann kann man sich entweder auf die Suche begeben, oder darüber singen. Gus Black tut beides, doch seine Erkenntnis ist bitter. Liebesglück ist ihm nie begegnet. Nach "Autumn Days," und Today Is The Day,“ geht es nun also um den Tag, an dem Gus Black ein Fazit zieht. Die Trilogie über die Sinnsuche und die Liebe findet auf dem neuen Album seinen grandiosen Abschluss. "Where can we go / where the past doesn't haunt us?", fragt Gus Black sich skeptisch in einem der schönsten Songs des Albums "The New Normal". Mit Streichern, die nie zu dick aufgetragen sind und  einer Akustikgitarre, die nie nach Lagerfeuerromantik klingt, trägt Gus Black seine Songs mit ruhiger melancholischer Stimme vor. Zwischen intimen Momenten und ganz großen Gesten schafft Gus Black immer wieder die perfekte Symbiose aus Poesie, Pop, Folk und hier und da sogar Rock. Seine Songs hätten, anders instrumentiert, mit ein bisschen mehr Tamm Tamm, das Zeug zu Rockhymnen. Sie würden im Radio rauf und runter laufen oder zu Stadionhymnen werden, wären sie nicht so still und zerbrechlich aufgenommen. Doch Gus Black verweigert sich diesem vordergründigen Spaß. Denn seine Songs sind wie ein offener Brief über die verlorene Liebe. 12 traurige Songs über Liebesverlust mögen nicht jedermann Sache sein, doch diese hier sind unfassbar gut. Vor allem, weil hinter all der Melancholie auch Platz für das Leben ist. Die erste Single "Waiting In The Cold" erinnert in ihrer brüchigen Melancholie an Neil Young und zeigt auf sehr beeindruckende Weise, welch begnadeter Songschreiber dieser Mann ist. "Ich wollte ein Album, das durch eine Grundstimmung zusammengehalten wird", so Black. "Aber letztlich soll natürlich jeder Song auch für sich funktionieren. Das ist ja heute wichtiger denn je". Musik, die unter die Haut geht. Gus Black beherrscht das Kunststück 12 Songs auf einem Album zusammen zu bringen, die aus einem Guss sind und allesamt das Zeug zu Hits hätten. Doch es ist diese Verweigerung an den Kommerz und dieses stoische, in sich gekehrte Gefühl Kunst schaffen zu wollen. Es ist ihm gelungen. Lassen wir uns nicht vom Cover abschrecken. Dies ist alles andere als eine Heavy Metal Platte.


Als CD, als Vinyl - LP und als Download erhältlich
Gus Black
Samstag, 16. April 2011