Nik Freitas - Saturday night underwater
 
Nik Freitas
Saturday Night Underwater
Affairs of the heart

Nik Freitas lebt in los Angeles - jedenfalls sagt er das. In Wirklichkeit aber, ist er ständig unterwegs. Immer auf Tour, immer auf einer anderen Bühne, jede Nacht eine andere Stadt. Gerade hat er die Tour der gefeierten Broken Bells beendet. Vorher tourte er noch schnell mit Rilo Kiley und seinem Skater-Freund Jason Lytle von Grandaddy. Auch die Shows von Azure Ray und Maria Taylor erˆffnete er. Maria Taylor bedankte sich bei dem Workaholic auf ihre Weise. Sie unterst¸tzte ihn beim Song ÑMiddleì. Nik Freitas Hauptjob, und sicher auch wichtigste Aufgabe ist, aber der feste Platz in Conor Obersts Mystic Valley Band, die zugunsten einer Bright Eyes Reunion gerade pausiert. Natürlich ist Conor Oberst nicht weit, wenn all die Namen der neuen Folk und Independent Szene Amerikas fallen. Was würde viele seiner Kollegen geben, um einen Tag mit Conor Oberst zusammen zu spielen? Niemand schreibt derzeit Songs wie er. 
„Na klar,“ würde Nik Freitas vielleicht an dieser Stelle sagen: „die Beatles.“ Und wer sich – und sei es nur im Hintergrund – einmal „Hold that thought“ anhört, mit jener wunderbaren ersten Strophe, die an das Songwriting von George Harrison erinnert, weiß welches Schlitzohr hier am Werk ist. 
Auf seinem inzwischen fünften Album wimmelt es nur so vor gelungenen Melodien und netten Ideen, die die Songs bevölkern. Man kann sich Nik Freitas geradezu vorstellen, wie er in seiner Gartenlaube sitzt, die er zu einem Studio umgebaut hat, umgeben mit all den Instrumenten, die er ständig kauft und verkauft und mit ihnen herumexperimentiert. Hier mal ein altes E-Piano, das lange vor den Glanzzeiten von Casio, einem Straßenmusikanten gehört hatte, oder einer alten Drum Machine oder Analog-Synthesizer. Wer hier nur an Retortenmusik denkt, täuscht sich aber. „In the Frame,“ die erste Single aus dem Nik Freitas Album kommt in leichtem Bläsergewand daher, bei „Affected“ liegt die Akustikgitarre über einem Streichergewand, das zwar fraglos aus einem Synthesizer kommt, aber genau so richtig klingt, wie es klingt. Handclaps und Analogsynthies in „The Light“ oder ein ganz, auf die Melodie hinarbeitender Opener „Saturday night underwater.“ Besonders hier spürt man das ungeheure Songschreibertalent, das vor jeder Aufnahme bereits in seinem Kopf existiert. Wenn man alle Instrumente selbst beherrscht, ist die Umsetzung nur noch Fleißarbeit. Vielleicht ist nicht jeder Song des Albums ein Volltreffer, doch in den Blaupausen eines dahindümpelnden Sommers erwärmt die zurückhaltende, immer dicht am Mikrophone aufgenommene Stimme die Herzen. 

Als CD und als Download erhältlich
Nik Freitas
Montag, 25. Juli 2011