The Cure - Bestival 2011
 
The Cure
Bestival 2011
Pias

Ein Blick auf die Setliste verrät, dass hier etwas Besonderes erschienen ist. Cure – Konzertgänger (und ich gehöre seit den ersten Stunden dazu) wurden bei jeder Tour überrascht. Nie spielten The Cure mehr als 10 Hits, die die Fans unter Hits einordnen würden. Teilweise in fünfzehnminütigen Versionen spielten sie Tracks, die selbst den Fans oft weitgehend unbekannt waren. Es war in Ordnung so, der Reiz, mit welchen Stücken die Band das nächste Mal überraschen würden, machte oft die Vorfreude auf das nächste Konzert aus. Als sie in diesem Jahr bei dem so genannte Bestival, ein seit 2004 ins Leben gerufene grüne Alternative zum klassischen Isle of Wight Festival ein zweieinhalbstündiges Konzert gaben, war plötzlich alles anders. Sie spielten 32! Songs, die allesamt für Cure Fans Hits sind. Der Hauptschwerpunkt liegt auf den Jahren 1979 – 1989 und ob „Lovesong,“ „Just like heaven,“ „Inbetween days“ das grandios gespielte „10:15 Saturday Night“ oder „Fascination Street,“ Robert Smith’s Stimme scheint auf geradezu unheimliche Art und Weise alterslos zu sein. Noch immer näselt er sich durch sein Repertoire, ohne jemals zu einer Karikatur seiner selbst geworden zu sein. Er weiß um die Magie eine Cure- Konzerts und holte in diesem Jahr sogar die alten Gefährten Roger O’Donnell und den Ur-Cure-Schlagzeuger Laurence Tolhurst zurück auf die Bühne. Zusammen mit Simon Gallup und Jason Cooper wirkt dieses Liveereignis wie ein Klassentreffen. Ein seliges Miteinander, bei dem die Wissenden sich bedeutungsvolle Blicke zuwerfen und sich dann fallen lassen in der Einmaligkeit eines Cure abends. Dies fällt so leicht, weil die Band besonders in der ersten Hälfte des Sets so gut wie nichts an den ursprünglichen Versionen geändert hat. Selbst das geniale „The Caterpillar,“ das The Cure seit 20 Jahren nicht mehr gespielt haben, reiht sich wie selbstverständlich in das Set. Und doch gibt es Enttäuschungen und das ausgerechnet bei einem Heiligtum. Dass The Cure „A Forest“ nie wieder so spielen werden wie 1984 war natürlich voraussehbar, doch wie die Band auf einen Schlag derartig müde und unmotiviert wirken kann, wird die Menschen erschrecken, für die „A Forest“ wie ein Gral über der Jugend liegt. Hinzu kommt noch der sehr mittelmäßige Sound des Albums. Doch bei 32 Stücken, von denen übrigens 12 Songs aus Zugaben bestehen, gibt es mehr Licht als Schatten. Songs wie „Boys don’t cry“ oder „Lullaby“ treiben einem noch immer die Freudentränen in die Augen, doch keines so sehr, wie die letzte Zugabe „Killing in Arab,“ der ersten Cure Single überhaupt, die hier „Killing another“ heißt und nur durch dieses Wortspiel die einzige Reminiszenz an das Jahr 2011 ist.   

Als CD und als Download erhältlich.
The Cure
Montag, 19. Dezember 2011