Stacey Kent - Dreamer in Concert
 
Stacey Kent
Dreamer in Concert
Blue Note

Es ist bei Exklusivkonzerten, „in kleinem Rahmen“ immer das gleiche Bild: Musikjournalisten werden zu einem Event eingeladen, während die wahren Fans draußen bleiben müssen. Auf dem Schwarzmarkt kann man mit Glück eine Karte für 1000 Euro erwerben, die der Verkäufer umsonst bekommen hat, sofern der Tourveranstalter oder die Plattenfirma keine Gästeliste mit Ausweiskontrolle vorbereitet hat. Das war bei den Rolling Stones in London so, letzte Woche bei Coldplay in Köln und bei Stacey Kent  im letzten Mai im Pariser Club La Cigaleso auch so. Was das sogenannte auserlesene Publikum dort zu sehen bekam, muss allerdings als intensiv und intim bezeichnet werden. Nach acht Studioalben und mehreren Tourneen, die Stacy Kent bereits in den letzten Winkel der Welt geführt hat, ist die Bühne zu ihrem Zuhause geworden. Zusammen mit ihrem Mann, dem Saxophonisten Jim Tomlinson, der das Album auch produzierte, versammelten sie eine vorzügliche Band um sich. Stacey Kent ist längst zu einer der bedeutendsten Jazzsängerinnen der letzten Jahre geworden und hat hörbar Spaß daran, Songs unterschiedlichster Coleur zu präsentieren. Nun kann man über weitere Interpretationen des Great American Songbooks denken wie man will, vielen Jazzfans mögen die Stücke bereits zu den Ohren herauskommen, doch die frankophile Amerikanerin schafft es tatsächlich, dank ihrer vielseitigen, mal fast sprechenden, mal sich dem Gesang ganz hingebenden Stimme, den Songs immer neue und vor allem schöne Facetten abzugewinnen. Und doch gehören ihre Interpretationen von „The Best Is Yet To Come,“ „They Can't Take That Away From Me“ oder „ It Might As Well Be Spring“ zum Konventionellen der Platte. Richtig zuhause ist die Wahlpariserin bei klassischen, französischen Chansons wie „Ces Petits“, „Riens“, „Samba Saravahoder“ oder der letzten Zugabe Jardin d’Hiver. In der inzwischen 14 jährigen Karriere der charmanten 43 jährigen hat Stacey Kent immer wieder auf Stücke von von Antônio Carlos Jobim zurückgegriffen. Bei dem Livekonzert in Paris interpretiert sie das erste mal einige der schönsten Stücke des Brasilianers. Das ruhige und melancholische „Corcovado,“ oder der dynamische Klassiker „Waters of march“ gehören für mich zu den Highlights des Albums. Nimmt man vielleicht noch O Comboio, mit einem Text des portugiesischen Dichters Antonio Ladeira (sogar auf portugiesisch gesungen) dazu, bekommt man ein rundes Bild einer Sängerin, die mit ihrem Album „ Breakfast on the Morning Tram,“ nicht umsonst als Best Vocal Jazz Album für einen Grammy nominiert wurde. 


Als CD und als Download erhältlich.
Stacey Kent
Sonntag, 6. November 2011