Anna Calvi - Anna Calvi
 

Was ist das für ein Mensch, der die Kritikerwelt gerade im Sturm nimmt, alle Konzerthäuser binnen kürzester Zeit ausverkauft und doch bei keinem deutschen Radiosender gespielt wird? Die Frau, die sich von der Romantik eines Ravel und Debussys oder vom Flamenco, der Oper, oder sogar Jimi Hendrix inspiriert fühlt? Anna Calvi ist laut, sie hat eine enorme Stimme, vom Pathos getragen und von Gefühlsausbrüchen angetrieben. Wie einst Patti Smith oder heute PJ Harvey. Brian Eno, ihr Mentor schwärmt bereits, sie sei voller Romantik und Leidenschaft. Ein Energiebündel und doch irgendwie süß. Auf der Bühne verwandelt sie sich zu einem anderen Menschen, zu einer starken furchtlosen Frau, die all den Monstern und dunklen Mächten aus ihren Songs mutig entgegentritt. Schon der Beginn der Platte lässt eine düstere Vorahnung aufsteigen. Die ersten, knapp drei Minuten sind da nur Gitarren und ein unheilvoller Chor zu hören. Eine Mischung aus dem „Paris Texas“ Soundtrack und der Lynchen „Black Velvet“ Welt. „No more word“, das erste gesungene Stück beginnt verhalten, als würde Anna Calvi beschwörend, flüsternd von dem Berichten, was sie erlebt hat. Nie direkt, sondern immer unterschwellig und irgendwie bedrohlich. Es ist, als würden da die dunklen Ereignisse einer Zwischenwelt verarbeitet. Anna Calvi verbrachte wegen eines Hütschadens die ersten zwei Monate ihres Lebens in einem Londoner Krankenhaus. Sie kämpfte um ihr Leben. Krankenhausgeruch, beschwört bis heute ein heimisches Gefühl in ihr an die Oberfläche. Der Blick ist nach innen und in die Vergangenheit gerichtet. 
„Es ist eine Platte über all diese Mächte, die von uns Besitz ergreifen, und wie man sie überlebt und einen Weg durch sie hindurch findet. Alles, worauf man vertrauen und woran man glauben kann, ist die Liebe. Das sage ich nicht leichtfertig dahin. Denn in dieser Welt gibt es eine Menge Dunkelheit. Dieses Album ist die Kulmination meines ganzen bisherigen Lebens.“ Ihr Debüt mit dem hübschen Cover, das bislang so gar nicht zur Musik passt und mehr zynisch verstanden werden muss, wurde von Rob Ellis, der vor allem für seine Arbeit mit PJ Harvey und Placebo bekannt ist, teilweise auf Vintage-Analog-Equipment aus den 1960ern im ländlichen Frankreich aufgenommen. Wieder eines dieser Rückzugsgebiete, aus dem es auszubrechen gilt, um den Kampf mit der Düsternis aufzunehmen. Am Ende wird es ein Happy End geben.

Als CD, Vinylplatte und als Download erhältlich
Anna Calvi
Sonntag, 6. Februar 2011