Paul Simon - So beautiful or so what
 
Als Paul Simon zur Weihnachtszeit den Song „Getting ready for the christmas day“ an seine Newsletter Abbonennten verschenkte, war dies vor allem irreführend, denn textlich hat dieser Songs nichts mit Weihnachten zu tun. Doch er war der Vorbote für das zwölfte Studioalbum nach fünf Jahren Pause. Wenn Paul Simon resümiert, so  muss er sich kurz vor seinem 70. Geburtstag sicher eingestehen, dass ein Album wie „Graceland“ auch ein so großer Künstler wie er nur einmal in seinem Leben macht. Es dürfte ihn freuen, dass „So beautiful so what“ als seine beste Platte seit diesem Meilenstein der Musikgeschichte gefeiert wird. Anders als auf seinem letzten Album „Surprise,“ auf dem er gemeinsam mit Brian Eno sehr experimentell zu Werke ging, konzentriert er sich diesmal auf sein Talent des eingängigen Songwritings. Doch wer hier an Radio Fast Food Ware denkt, liegt daneben. Der Grübler, Denker und große Zweifler ist viel zu gut und zu erfahren, um es den Hörern leicht zu machen. Auch „Graceland“ brauchte damals eine Weile, um sich auf der ganzen Welt durchzusetzen. Jeder der zehn Songs braucht einen zweiten, einige auch einen dritten Durchlauf, um in seiner  Komplexität erfasst zu werden. Musikalisch ist das, was Paul Simon mit seiner wild durcheinander gewürfelten Band spielt auf allerhöchstem Niveau. Weggefährten sind geblieben und so mag man sich vor lauter Enthusiasmus tief vor dem westafrikanischen Bassisten  Bakithi Kumalo verbeugen, der wieder seinen Fretless- Bass aus dem Song „Graceland“ einsetzt. Die Musiker kommen aus Indien, dem Libanon und aus allen Winkeln der Welt, in dem aufregende Rhythm – Sections der Freude an der Musik nachgehen. Paul Simon sucht auf jeder seiner Platten neue Herausforderungen, formt aus komplexen Klangwelten Geniestreiche und hat am Ende doch einen Popsong geschrieben. Zu diesen alten Stärken kehrt er jetzt 2011 wieder zurück. Als er begann die Songs für die Platte zu schreiben – zuhause, ganz entspannt im Schaukelstuhl, begann er so viel mit Harmonien Akkord -und Tonartwechseln zu experimentieren, dass er am Ende nicht mehr in der Lage war aus dem Material einen Song zu machen. Es wurde zu dem Instrumental „Amulet.“ An dem Song „Love and hard times“ hat er dagegen Jahrelang geschrieben. Paul Simon, der sich selbst als nicht praktizierenden Juden bezeichnet, schreibt plötzlich Lieder über Gott, oder um es allgemeiner auszudrücken, über die Entdeckung des Spirituellen. Über das Gute und das Böse, und über einen Pilgerer und Obdachlosen, auf dem Weg durch die Straßen von Brooklyn. Dazu afrikanische Klänge, indische Einflüsse, der Rock’n Roll der 60er Jahre und der Sound der Indie – Bands von heute. Dieser kleine Mann ist so wertvoll für die Musik!

Als CD, auf Vinyl und als Download erhältlich
Paul Simon
Sonntag, 8. Mai 2011