R.E.M. - Part lies part heart part truth part garbage 1982 - 2011
 


1983. Rapid Eye Movement, kurz R.E.M. waren etwas für Eingeweihte. R.E.M. waren die Anti-Rockstars. Heute schwer vorstellbar, aber mit ihnen begann das, was man Jahre später als College Rock bezeichnen sollte. Sie waren Independent in seiner reinsten Form. Es gab Fans der britischen Independent-Szene, die hörten überhaupt keine Musik aus Amerika - bis R.E.M. kamen. Es gab tolle Geschichten um den Sänger Michael Stipe. Er würde sich bei den Aufnahmen nackt ins dunkle Studio legen und im liegen singen. Zunächst würde er gar keine Worte singen, sondern nur Laute von sich geben. Um ehrlich zu sein, war das, was auf den ersten Alben "Murmur" (1983), "Reckoning" (1984), und sogar „Fables of the Reconstruction" (1985) zu hören war nicht weit von diesen Lauten entfernt. Es war unmöglich die Texte zu verstehen. Michael Stipe nuschelte seine Prosa so sehr, dass es unendlich viele Interpretationsmöglichkeiten gab. Seine Texte konnten alles oder nichts bedeuten. Wer sich darauf einließ, war mitten in der R.E.M. Welt und verdammt glücklich dabei. Man erkannte plötzlich Countryelemte im Rock. Es gab 1983 nichts uncooleres als Country. Doch R.E.M. durften das. R.E.M. durften ohnehin alles, auch hier und da mal ein Instrumentalstück aufnehmen. Die 5 Musiker aus Athens wurden in kürzester Zeit zum bekanntesten Geheimtipp. Man musste sie einfach lieben! Sie waren der Gradmesser für die Unkommerzialität. Als sie im Jahr 1988 zum Giganten Wea wechselten, ging ein Aufschrei durch die R.E.M. Fan-Gemeinde. R.E.M. bei einem Major? Wie sollte das gehen? Majorplattenfirmen waren doch immer die Feinde. Man rechnete mit dem Niedergang, denn die Helden hatten ihre Seele verkauft. Als sie dann „Losing my Religion“ veröffentlichten und wenige Jahre später  „Automatic for the people“ nachlegten, musste man seine Meinung revidieren. Sie schufen eine der wichtigsten Platten der 90er Jahre. R.E.M waren jetzt Stars. Nach ihren Weltnummern wie „Everybody hurts,“ „Nightswimming,“ oder „Man on the moon,“ musste es bergab gehen. Und tatsächlich: Nie wieder erreichten sie die Qualität dieses Albums. Natürlich schafften sie immer wieder einzelne großartige Songs: „What’s the Frequency Kenneth?“ „Imitation of life,“ Leaving New York,“ doch die Niedergang war unumkehrbar. Das Ende kommt nicht überraschend. Man hätte sich vieles ersparen können. Jetzt verabschieden sie sich mit einer Platte, wie es alle großen Rockbands tun. Ein Best Of Album mit allen großen Hits und drei mittelmäßigen, bislang unveröffentlichten Stücken. Etwas besonderes sind sie seit Jahren nicht mehr. Doch mit ihnen geht eine Ära zu Ende, ein guter Freund verlässt uns, ein Stück Rockkultur geht in Rente. Für Fans ist diese Platte verzichtbar, für die wenigen Menschen, die tatsächlich noch keine R.E.M. Platte besitzen ist sie eine Anschaffung fürs Leben.


Als CD und als Download erhältlich.
R.E.M.
Montag, 28. November 2011