Till Brönner - At the end of day
 
Ein ambivalentes Gefühl bleibt nicht aus, wenn man das neue Till Brönner Album von vorne bis hinten durchhört. Ist es ein Zufall, dass der Juror nach seiner Jury Teilnahme bei X-Factor eine Popplatte macht? Nein, natürlich nicht, aber ganz nebenbei glaubt Till Brönner an eine neue Zielgruppe. Die Frage ist nur, sind diese neuen Till Brönner Käufer eigentlich eine ganz neue Zielgruppe, wenn sie Hits wie „Human“ von den Killers in leicht angejazztem Stil vorgesetzt bekommen? Möglicherweise haben sich die wenigsten RTL Zuschauer jemals mit Jazz beschäftigt und das müssen sie auch für „At the end of day“ nicht, denn bis auf wenige Ausnahmen wird kein ungeübtes Ohr am Till Brönner Jazz verzweifeln. 
Er spielt, genau wie auf seinem wirklich schönen 2004er Album „That summer“ Jazz für Jedermann, doch diesmal sicher vor größerem Publikum. Es sei ihm gegönnt und vielleicht braucht es einen smarten, sympathischen Till Brönner, um den Jazz wieder in die Charts zu bringen. Mit seinem Trompetenspiel, seinen Arrangements und den immer wieder ambitionierten Jazzausflügen eröffnet er sicher vielen Neuentdeckern nie gekannte Horizonte. Till Brönner ist viel zu klug und viel zu weltoffen für alle Arten der Musik, um auf Dauer im Pop stehen zu bleiben. Aber ein Ausflug, ein Experiment, ein Abstecher – das muss auch vor Puristen erlaubt sein. Ein Konzeptalbum sollte es werden - einfach mit Stücken, die dem Weitgereisten gefallen und dabei spielt es keine Rolle, ob sie schon geschrieben waren, oder selbst komponiert werden mussten. Man muss erstmal darauf kommen „Space Oddity“ von David Bowie zu einem Jazz- Instrumentalstück zu machen. Der Kosmos des Till Brönner wird kontinuierlich größer, längst gehorcht er nur noch seinen eigenen Maßstäben. Und in dieses Konzept ohne Konzept passt neben dem Human League Hit „Human“ auch  „Air“ aus der 3. Orchestersuite von Johann Sebastian Bach. Wie einfach das nebeneinander geht, beweist „At the end of day.“ Eingespielt wurde das Album komplett live mit analogen Instrumenten im alten DDR Funkhaus in Berlin. Man hört die hohen Räume, man spürt den relaxten Top Musikern den Spaß an, man erlebt Klang. Nach den Aufnahmen reiste Till Brönner zu langjährigen musikalischen Freunden auf der ganzen Welt und arbeitete an den Titeln weiter. So wurden die Streicher-Recordings in Los Angeles aufgenommen und die Holzbläser in Stockholm. Der Sound des Albums ist ein Genuss, auch wenn die Schönspielerei des Trompetenmeisters den Puristen vielleicht zu viel des Guten sein mag, handwerklich ist das ganz große Klasse. 

Als CD, LP und als Download erhältlich
Till Brönner
Sonntag, 7. November 2010