Bryan Ferry - Olympia
 

Diese Platte ist kein Kinderkram. Es gibt keinen Konsens bei jemandem wie Bryan Ferry. Diese Musik ist für Erwachsene, für Menschen mit Stil,, mit Begeisterung für edlen Zwirn, teure Kunst und gutes Design. „Gucci?, die stellen nur Kleidung her, das ist zuwenig,“ sagte Bryan Ferry kürzlich im Interview. Seine Anzüge sind maßgeschneidert, seine Coolness ist selbstverständlich, sein Auftreten als Dandy unerreicht. Zu Bewundern im aktuellen Video „You can dance.“ Ein Club voller wunderschönen Frauen: sie bewegen sich fast so lasziv zu der Musik, wie der inzwischen 65 jährige da oben, wie immer unerreichbar auf der Bühne. Seine Bewegungen, sein dezenter Tanzstil, alles ist schwüle Coolness. Sein Auftreten, seine Musik - verschwenderisch. Allein für diesen einen Song, für den sich die Anschaffung des Albums schon lohnen würde, wäre es nicht von vorne bis hinten ein Genuss, haben drei der besten Bassisten der Welt mitgewirkt. Für jeden Teil des Songs ein neuer Bassist. Herauszuhören ist Marcus Miller, der schon die großen Ferry Alben „Boys and Girls“ und „Bête Noire“ mit seinem Slap-Bass veredelte. Außerdem Flea von den red Hot Chili Peppers und Mani von den Stone Roses. Die Liste der Gäste ist gewaltig und Ferry brauchte wahrscheinlich nur lässig mit der Hand winken und sie kamen, um der Idee des Dandytums einmal im Leben nahe zu sein. Die Scissor Sisters, Radioheads Jonny Greenwood und David Gilmour. Nicht jedes Stück ist so gelungen wie „You can dance,“ aber es sind viele brillante Songs auf „Olympia“ (übrigens der Name eines Bahnhofs in Londons Kensington). Die gesamte Anmutung hat ein gewisses Roxy Music Flair. Erstmalig arbeitete Bryan Ferry wieder mit den alten Weggefährten zusammen. Manzanera, Mackay und sogar der Tüftler Brian Eno sind gekommen. Nach den Bob Dylan Coverversionen und anderen Gradwanderungen in der Musikgeschichte hat Bryan Ferry endlich wieder das getan, was man von ihm erwartet. „Boys and Girls,“ „Bête Noire,“ und jetzt „Olympia,“ das gehört in gewisser Weise zusammen. Das sind die alten Tugenden und auch heute, gute 20 Jahre später klingen auch die alten Werke nicht unmodern. Bryan Ferry besucht heute wenige Clubs, das entspricht nicht mehr seinem Alter, aber er weiß noch immer was angesagt ist. Das beste Beispiel ist „Shameless“ mit einem Groove Armada Beat. Doch auch die alten Herren werden gewürdigt. Der Traffic Song „No Face, no name, no number“ oder Jeff Buckleys „Song to the siren,“ diese beiden Coverversionen fügen sich glänzend in die acht selbst geschrieben Olympia Songs ein. Bryan Ferry, das ist die beste Männerfantasie des Jahres. Ich muss unbedingt einen neuen Anzug kaufen.

Als CD, LP und als Download erhältlich
Bryan Ferry
Sonntag, 7. November 2010