John Hiatt - The open road
 
John Hiatt
The open road
Blue Rose

Es ist wie mit einem guten Bekannten, der vorbeikommt, die Gitarre einstöpselt, ein bisschen jammt und ein paar der alten Geschichten erzählt. Inzwischen ohne Alkohol, lieber beim Mineralwasser, immerhin hätte ihn das Zeug fast mal umgebracht. Das ist lange her. Lange vor seinem Meisterwerk „Bring the family“ mit „Have a little faith in me.“ Rockjournalisten hatten sich damals gewundert, dass der Mann überhaupt noch lebt. Wahrscheinlich hat er sich selbst gewundert und mit jeder Platte klingt John Hiatt noch ein bisschen überzeugender. Seit 35 Jahren veröffentlicht er nun schon Platten und es gibt nicht ein einziges Album, auf dem man nicht mindestens zwei ausgezeichnete Songs findet. Nicht umsonst gehören John Hiatt Songs bei Kollegen von Bonnie Raitt bis Willie Nelson zum festen Bestandteil eines jeden Konzerts. „The open road,“ wird ebenfalls wieder eine Fundgrube für Kollegen und Fans sein. Ein paar mehr sehr erdige Bluesnummern sind diesmal zu finden, ein bisschen mehr Wüsten- und Sonnenuntergangs-Feeling, ein bisschen rauer als noch auf den beiden Vorgängern klingt der Hiatt 2010. Eine Platte zum Autofahren, wenn die Sonne wie einst der Lipstick Sunset über dem Highway untergeht und John Hiatt vom „Homeland“ singt und wir uns alleine im Auto verstanden fühlen, dann hat der inzwischen 57 jährige uns da gefangen, wo er uns immer bekommt. Tief im Herzen, da wo wir uns selbst nichts vormachen können. Da wo das Schnörkellose das Leben erklärt. „Wonder of love,“ einer jener Songs der uns noch bei anderen Kollegen demnächst begegnen wird. Warum John Hiatt die Hits nie selber hat, mag an seiner rauen, kompromisslosen Art liegen. Jemand wie John Hiatt ist nicht vermarktbar, nicht mehr in seinem Alter. Manchmal scheint er wie aus der Zeit gefallen, wie einer jener Straßen-Troubadours, die unverstanden immer noch sehnsüchtig den Güterzügen nachgucken und Sätze wie „Got a little Gig in Nashville, beat it back to Arkansas, followed me all the way to Little Rock, sayin’ something I done was against the law“ singen und dabei von sich erzählen. Auch wenn so viele seiner Kollegen künstlerisch auf der Strecke geblieben sind und sie uns mit ihrem Rock’n Roll Getue auf die Nerven fallen, ist da noch immer John Hiatt wie ein Freund, dem man immer zuhören möchte. Der Blues kommt aus dem Herzen, der Rockabilly wurde zuletzt so gut von den Fabulous Thunderbirds gespielt und die Slide Guitar, die anstatt einst von Ry Cooder heute von Dou Lancio gespielt wird, lässt die Luft selbst in den Abendstunden noch flimmern. 48 Minuten, die reine Wahrheit. Am Ende fühlt man sich verdammt gut!

Als CD und als Donwload erhältlich
John Hiatt
Sonntag, 28. März 2010