Dirk Darmstaedter - Dirk sings Dylan
 
„All I really want to do“ singt der Hamburger Dirk Darmstaedter auf dem wohlüberlegten ersten Song seines Dylan Kanons. Und – man traut kaum es sich zu sagen, aber der Mann klingt wie Bob Dylan. Auch wenn sich in den zehn Songs so etwas wie ein eigener Zugang zur Überfigur Bob Dylan entwickelt, so erinnerte mich noch niemals zuvor ein Sänger so sehr an Bob Dylan wie Dirk Darmstaedter. Mit „Dirk sings Dylan“ hat der Hamburger Vollblutmusiker und Labelchef sich einen lang gehegten Traum erfüllt. Darmstaedter selbst ist in Amerika aufgewachsen und man höre und staune, gerade vor dem Hintergrund seiner Jeremy Days Karriere, er hat sich von den gleichen Musikern und Stilen beeinflussen lassen, wie der große Meister selbst. Folk, Hillbilly, Bluegrass, Country Blues, Rhythm and Blues, Rockabilly und was noch alles so auf der Liste der ursprünglichen Musikstile steht. Wenn dann da auch noch ein Mann wie Darmstaedter, der seit frühester Jugend auf der Bühne steht und dem gepflegten Songwriting verfallen ist, sich seine Lieblingsstücke aussucht, dann ist das ein Statement. Immer wieder gibt es die Momente, in denen man einfach nur staunen mag. Das cool rockende "Subterranean Homesick Blues" ist ihm so gut gelungen, dass der Meister selbst staunen würde. Wie Darmstaedter die schnellen Worte aus der Strophe ruft und sich dabei niemals verheddert, spricht für sich. Aber natürlich klingt nicht alles so gelungen, wenn der Fan sich an seine Heiligtümer heranwagt. Da ist „Simple Twist of fate“ noch eines der positiven Beispiele. Wie sich hier das Mundharmonikaspiel in den Song einschleicht und irgendwie nach den 60er Jahren klingt, ist einfach toll. Von „Chimes of freedom“ dagegen gibt es seit den späten 80er Jahren die Bruce Springsteen Liveversion, die unerreicht bleibt und aus der es schwer fällt noch etwas Neues zu erschaffen. Interessant wird die Platte immer dann, wenn er sich an weniger bekannte Stücke, wie an dem herzergreifende/herzerweichende "He Was a Friend of Mine" (im Original erschienen auf der Bootleg Series 1-3) heranwagt. Im gelungen Wechsel mit dem Klassiker der  Byrds-Versionen oder dem Nancy Sinatra Hit  "It ain´t me, Babe" erweisen sich die Dylan Songs immer wieder als universell einsetzbar.
Unterstützung erhielt Darmstaedter bei den Aufnahmen zu "Dirk sings Dylan" durch Paul Hiraga von der US-amerikanischen Folk/Country-Band Downpilot, sowie dem Hamburger Cellisten Hagen Kuhr und Darmstaedter‘s „favorite drummer on earth“ Lars Plogschties. Augenzwinkernd behauptete Bob Dylan einmal er sei vor allem Tänzer und genau diese Schlitzohrigkeit scheint Darmstaedter genauso inhaliert zu haben, wie das gewaltige Songmaterial. Dirk Darmstaedter erstarrt nicht vor Erfurcht, lieber spielt er munter drauf los. Die Taktik geht auf. In seinen Interpretationen finden wir sogar eine gewisse Poppigkeit. Bob Dylan dürfte an dem Album seine Freude haben, denn der Hamburger dreht einige der Songs z.B. mit Cello so gekonnt in eine eigene Richtung, dass am Ende klar wird, wie unsterblich die Musik des wohl wichtigsten Musikers der letzten 50 Jahre ist. Dylan selbst, der sich immer mehr in Richtung seiner eigenen Wurzeln bewegt, hat hier den Beweis dafür, wie unsterblich seine Songs aus allen Dekaden sind. Dirk Darmstaedter, mit der immer noch gleichen Frisur, die irgendwie nie unmodern ist und seinem ewig jugendlichen Gesicht, wirkt manchmal wie der junge Dylan und manchmal wie Dirk Darmstaedter, der erfahrene Songwriter,  der nur zitiert. Beide Rollen gelingen ihm gut und vor allem Live dürfte die treue Fangemeinde an den Dylan-Abenden mal wieder hemmungslos in den alten Zeiten schwelgen. Darf ja auch mal sein.

Als CD und Download erhältlich
Dirk Darmstaedter
Samstag, 23. Januar 2010