Adam Green - Minor love
 
Als „Friends of mine“ 2004 in die Läden kam und dieser merkwürdige Freak erst im Vorprogramm der Tindersticks und später solo mit einem extrovertierten Tanzstil über die Bühnen fegte, war auch dem letzten Musikliebhaber klar, Folkmusik ist nicht tot, klingt heute nur anders. Und um gleich ganz sicher zu gehen, nennt der New Yorker seine Musik auch Anti-Folk. Wer die Karriere auf den Alben „Gemstones“ und „Sixes & sevens“ von Adam Green verfolgt hat, weiß dann auch, was damit gemeint ist. Mich hat immer das Gefühl beschlichen, dass es am Ende nur noch darum ging, auch dem letzten Zweiminuten Song möglichst viele Wendungen und Tempowechsel zu verleihen. Das Wertvollste ist dabei oft auf der Strecke geblieben und das war sein cleveres Songwriting, das über jeden Zweifel erhaben ist. Genau dahin kehrt er jetzt auf seinem neuen Album „Minor love“ zurück. Er selbst bezeichnet sein Album als „Scheidungsplatte,“ die vor allem das letzte Jahr des Adam Green beschreibt, das ziemlich schlecht gelaufen ist. Die Trennung von seiner Frau wird gleich beim ersten, fast besten Stück der Platte „Breaking love“ deutlich. Mit angeschlagener Stimme haucht er mit letzter Kraft Sätze wie: „I’ve been too awful to ever be thoughtful to ever be nice“. Aber Adam Green ist ein Entertainer und seine Kunst die Fans zu begeistern liegt im Ungewöhnlichen. Also leiert im Hintergrund  die Kirmesorgel, die sich fast über ihn lustig macht und die immer wieder leicht verzerrte Stimme nieder spielt. Lange Weile kommt keine Sekunde auf, dafür scheint es schon die Regel des kurzen Stückes zu geben. Nur dreimal sprengt ein Stück die 2.30 Länge und immer dann wenn es am schönsten ist, ist der Spaß schon wieder vorbei.
Adam Green tut der Schritt in Richtung alte Tugenden so richtig gut, auch wenn der Anlass vor dem Hintergrund seines persönlichen Dramas eher traurig ist. Der Adam Green, mit dem gebrochenen Herzen, der nicht auf die Füße fällt, hat seine Rettung in der Musik gefunden. Aufgenommen hat er „Minor Love“ schließlich in einem Rutsch im Haus des Produzenten und Musikers Noah Georgeson (Devendra Banhart). Lange brauchte er nicht. In wenigen Tagen war die Platte fertig und die Instrumente hat er fast alle selbst gespielt, wie in den Anfangstagen seiner traurigen und skurrilen Musik. Wenn er am Ende seines musikalischen Lateins angekommen war, halfen Freunde wie Rodrigo Amarante von Little Joy und Greg Rogove von Megapuss aus. Besonders der Erfolg letzterer wäre ohne Adam Green nie denkbar gewesen. Aber wer hätte ernsthaft geglaubt, dass der 28 jährige noch einmal seine Wurzeln entdeckt? „This is not a good day to call me/  Because I cannot spare some sympathy/ My own feeling is mostly  unclear/ And when I’m talking to you I’m not here“ singt er in „Buddy Bradley”. Das Schlimme am Liebeskummer ist ja tatsächlich, dass alles andere nebensächlich und  völlig unwichtig erscheint. Zwischen kleinen Dramen und skurrilen liebgewonnen Texten schimmert auch immer ein Stück Fatalismus durch. Seine deutlich gereifte Stimme spielt mit den großen Idolen der Musik. Immer noch kann er singen wie einst Sinatra, man höre nur „Cigarette Burns Forever“ oder „Give Them A Token.“ Ein gewisser Vaudeville-Charakter umgarnt auch „Stadium Soul“, doch  demonstriert Green die Grandezza jener Momente mit einer neuen  Coolness und Indie-Attitüde. Neu m Programm ist sein Lou Reed in dem Songs „What Makes Him Act So Bad,“ das es auch locker auf das „New York Album“ geschafft hätte. Ein Album zwischen Genie und Wahnsinn, Melancholie und Fatalismus, Hoffnung und Zerstörung. Aber auch eine Platte mit einer handvoll Songs, die uns daran erinnern, was für ein großes Album „Friends of mine“ doch war.

Als CD, Download und als Vinyl LP erhältlich
Adam Green
Samstag, 23. Januar 2010