Wolf Maahn - Vereinigte Staaten
 
Irgendwann in den 80er Jahren sah Wolf Maahn so cool aus, mit seinem Stirnband, seinem Ohrring und der Bruce Springsteen-Frisur. Wir Wackersdorf Gegner hatten einen auf unserer Seite, mit dem man ein Kölsch trinken konnte. Wenn es am Abend dann ruhiger wurde, hatte er Songs wie „Ich wart auf Dich“ dabei, man träumte von der Liebe und konnte die ausgedrückte Zigarette in der Eierschale in der Morgensonne deutlich sehen. Später fragte ich Wolf Maahn im Interview, ob er denn immer noch aus „SIE“ warte. „Ich habe sie geheiratet,“ antwortete der Kölner und grinste dabei. Damals liefen seine Songs von den Rosen im Asphalt und dem Bimbo- Club noch im Radio. Heute tritt an seine Stelle der Poesiealbumrock von Silbermond und co. und die Kids feiern mit ihnen den Rock’n Roll, ohne zu wissen was das eigentlich ist. Warum einer der wirklich Guten zwischen all dem glatt gespülten Einheitsbrei seinen Platz nicht mehr findet, liegt auf der Hand. Seine Mischung aus Rock, Soul und einem mitreißendem Reggae Track namens „Kannst du sehen“ ist so ehrlich und gut wie immer, nur ungeschliffen. Da hilft auch keine aufwendigere Produktion, bei der seine raue Stimme so weit in den Hintergrund gemischt wurde, dass man ihn kaum noch versteht. Dann soll man doch lieber Out bleiben und steht wie tausende von Fans und Blogger dazu. Denn auch auf dieser Platte gibt es Stücke, die einem die Freudentränen in die Augen treiben können. Wolf Maahn groovt durch seine Platte wie zu seinen besten Zeiten. Die verzerrten Gitarren, manchmal im relaxten 70s Style und seine Texte, die von hintergründig bis einfach reichen. Ob man Power auf Aura reimen muss sei dahingestellt, aber genau mit diesen einfachen Reimen trifft er in Stücken wie „Nonstop Superflat Popup Internetshow“ über Social Networks genau den Nagel auf den Kopf. 
Oft bleibt das neue Wolf Maahn Album hintergründig: So handelt „Vereinigte Staaten“ nicht von Amerika, sondern will viel mehr ein Lebensgefühl vermitteln. Es geht um das Prinzip des freien eigenständigen Wesens, das Gegensätze überwinden kann, um am Ende gemeinsam etwas zu bewegen. Gedankenspiele, die sowohl auf ein Land, wie auch auf zwei Personen anzuwenden sind. Die beiden Huskies auf dem Cover heißen übrigens „Chillie und Pepper“ und sie waren die Begleiter eines Trips von Wolf Maahn durch Spitzbergen. So sieht das Cover und Booklet dann auch mehr aus wie das Plakat zur Ankündigung einer Nordpol-Diashow auf dem Unigelände, als ein Albumcover. Das ist mutig, hat eine Aussage und ist auf seine Weise kompromisslos. Ein Stück Wolf Maahn eben, so wie das „Süße Glück,“ dem besten Song des Albums.

Als CD und als Download erhältlich
Wolf Maahn
Sonntag, 16. Mai 2010