Tom Petty - Mojo
 
Es sind manchmal genau die Musiker, von denen man eigentlich nichts mehr erwartet, die überraschend auftauchen und einen staunen lassen. Das neue Tom Petty Album ist so eine Platte, die einen staunen lässt. Während man vielleicht ein würdiges und klischeefreies Alterswerk erwartet hätte, widmet Tom Petty sich mit seiner exzellenten Band, den legendären Heartbreakers, dem Sound der 70er Jahre.  Ohne Overdubs aufgenommen, wie ein Livekonzert, will Tom Petty die Fans wissen lassen, wie die Band tatsächlich klingt. Schon nach dem ersten Stück, einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte des dritten amerikanischen Präsidenten Thomas Jefferson mit der Sklavin Sally Hemings, siegt endgültig der erdige Bluesrock, der sich mit Freude im Southern Rock suhlt. Man spürt, wie Tom Petty die letzten Jahre mit seiner ersten Band Mudcrutch genossen haben muss. Mit allen Originalmitgliedern - unter anderem Mike Campbell und Benmont Tench, nahm er 2008 das Album auf, das der Southern-Rock-Gruppe bis zur Auflösung 1975 verwehrt blieb. Frisch wie lange nicht und motiviert bis in die noch immer blonden Haarspitzen, lässt Tom Petty auf dem schlicht „Mojo“ betitelten Album die Gitarren jaulen, nimmt seine noch immer nasale Knatschstimme eine ganze Spur zurück und lässt der Musik so viel Raum wie nie zuvor. Die Instrumente und die Musiker atmen. Rock’ Roll der guten alten Schule, eine ganze Menge Countryelemente, sogar eine Reggae - Nummer und elektrifizierten und akustischen Blues. Von der Ballade bis zu schnellen Nummern, die Heartbreakers toben sich so aus, wie es eine Band verdient hat, die seit über 30 Jahren gemeinsam auf der Bühne steht. Hier muss sich niemand mehr etwas beweisen. Nichts Neues gibt es zu hören - natürlich nicht, dafür aber immer wieder schöne Erinnerungen an die lebendigen Jahre des Rock’n Roll und an den Blues. Ein großer Songschreiber war Tom Petty nie, seine Hits hat er vor allem der 1989er Jeff Lynne (Über)Produktion „Full moon fever“ zu verdanken. Eine Platte, die zwar zu seiner erfolgreichsten wurde, den Tom Petty Sound aber bis zur Unkenntlichkeit verfälschte. Das ist inzwischen über 20 Jahre her und der Petty 2.0 geht mit gestrecktem Mittelfinger jedem Zugeständnis an die moderne Zeit entgegen. Das klingt zwar in jeder Sekunde nach einem vergangenen Jahrzehnt, dafür aber ist der raue Sound, erdig, bluesig und ehrlich. Höhepunkt des Albums ist übrigens das wunderschöne „The Trip to Pirates’s Cove.“ Dieser Song hat dazu geführt, dass ich das Peter Green Album „In the skies“ wiederentdeckt habe, bei dem sich Tom Petty mit seinem verschmitzten Grinsen großzügig bedient hat.  

Als CD, LP und als Download erhältlich
Tom Petty
Sonntag, 13. Juni 2010