The Divine Comedy - Bang goes the Knighthood
 
Jeden Donnerstag Abend saßen wir am gleichen Tisch in unserer Stammdiskothek. An der Wand über uns das Morrissey-Poster. Natürlich das mit den Blumen in der Hintertasche. Beim DJ wünschten wir uns The Cure, New Order oder die Wannadies und wenn "Teinted Love" lief, stürmten wir auf die Tanzfläche. Es war eine Indie-Disco. Ja, das ist eine Sequenz aus meinem Leben, aber es ist auch der Inhalt des Stückes "At the Indie Disco" vom neun Divine Comedy Album. Ein Lied aus dem Leben von Millionen von Heranwachsenden in den 80er Jahren, die anders sein wollten und am Ende alle gleich waren. Manchmal gibt es diese Platten, die direkt aus seinem eigenen Leben zu kommen scheinen. Mit dieser ersten Single schafft es Neil Hannon jedenfalls eine ganze Menge Nähe aufzubauen. Nach dem letzt jährigen Album, 'Duckworth Lewis Method' hätte ich ihm eine solche Platte nicht mehr zugetraut. Man stelle sich vor – jeder einzelne Song auf 'Duckworth Lewis Method' handelte vom Cricket Spiel. So weit muss man erst mal sein… In seiner Gesamtheit ist auch "Bang goes the Knighthood" kein Album geworden, an deren Stücke man sich mit Freude zurückerinnert, geschweige denn mitsingen kann. Jemand wie Neil Hannon legt auf derartige Nebensächlichkeiten auch keinen Wert. Mit Glockenspielen, Sequenzern und verspielten kleinen Rhythmen hat The Divine Comedy es in 20 Jahren Bandgeschichte geschafft aus einem ganz eigenen Stil eine eigene Popwelt zu erschaffen. Ein bisschen Beatles, ein bisschen Beach Boys, vorgetragen mit einer kauzigen, aber klaren und schönen Stimme, die auch in jedem Musical bestehen könnte. Neil Hannon passt in diese Welt. Er ist ein Mann der großen Gesten. Woher sonst sollte man auch den Mut nehmen, seine Platte nach einem der bedeutendsten Werke der Weltliteratur, nach Dantes "Göttlicher Komödie" zu benennen? Textlich passt das alles zusammen. Hannon singt mit klarer Stimme über skrupellose Banker, über moderne Kommunikation wie Facebook oder Twitter und kommt dann in einem kleinen Meisterwerk zu dem eigentlichen Anliegen dieses Albums. Das Stück heißt "When A Man Cries," und mehr braucht man dazu schon nicht mehr zu sagen. Nur soviel: Es ist eine zum heulen schöne Popmelodie. Ein Stück zeitlose Popkunst, ein Stück zum niederknien. Wäre das ganze Album so, man müsste es schon jetzt zum Album des Jahres erklären. So einen Song schreibt man nur alle 10 Jahre.

Als CD, LP und als Download erhältlich
The Divine Comedy
Mittwoch, 7. Juli 2010