Sven Regener liest-„Meine Jahre mit Hamburg-Heiner
 
Sven Regener
liest ÑMeine Jahre mit Hamburg-Heinerì 
Tacheles!

„Man muss ja schon eine gute Idee haben, um ein Buch zu schreiben. Das ist doch normal. Man muss ja auch mal mit dem zufrieden sein, was man hat.“ So beschreibt der Element of Crime Sänger die Motivation nach der Lehmann Triologie ein neues Buch zu veröffentlichen. Ein Buch, das im Grunde nur aus Blogs besteht, aber weil das so ein s** Wort ist, nennt Regener es lieber Logbuch. Es besteht aus kurzen Blogs, zu denen die Plattenfirma Universal zur Element of Crime Veröffentlichung „Mittelpunkt der Welt“ gedrängt hat. 5 Jahre lang schrieb Sven Regener in bester Lehmann-Tradition paranoide, manchmal sogar psychedelische, schlicht wahnsinnige Texte. Statt über sein Leben zu schreiben und den Touralltag der Band im Blog wiederzugeben, wie so viele andere Bands, beschäftigt Sven Regener sich vor allem den ganz normalen Dingen im Leben eines Musikers. Um da irgendwie in der Spur zu bleiben, erfindet Sven Regener Hamburg-Heiner, ausgesprochen Hamburch-Heiner. Seine wesentliche Idee: Sven Regener soll die Österreicher endlich mit den Deutschen versöhnen. Er ist ja als Musiker jemand, der sich mit sowas auskennt, seine Band wird ja in Schleswig Holstein genauso gemocht wie in Österreich. Und Schleswig Holstein könnte man ohnehin gleich an Österreich abtreten, das wäre auch für uns gut, denn wir würden dann zum Voralpenland zwischen den Meeren werden und man hätte uns endlich wieder lieb. Die wenigsten wissen ja, dass Hamburg Altona von 1864 – 1866 schon mal von den Österreichern regiert wurde. Die HSH Nordbank wären wir auf diese Weise gleicht mit los. Ja, Hamburg-Heiner ist genial. Er peitscht ein, motiviert und beschimpft den Blogger. An einer Stelle sagt Sven Regener zu seinem Alter Ego: „Jetzt ist aber mal gut, wir sind ja auch irgendwie Freunde.“ Ein „Wer sagt das denn?“ reicht, um das Verhältnis der beiden wieder ins rechte Licht zu rücken. Es sind diese trockenen Alltagsbeobachtungen des Tourlebens, des Trompeteübens, oder die Diskussion um ein Plattencover. Es ist meine Lieblingsstelle, als Sven Regener trocken feststellt. „Vielleicht hättest Du auf dem Plattencover „Straßenbahn des Todes“ eine Straßenbahn mit geöffneten Türen gezeigt. Wir nicht, wir haben uns auf eine Wiese gestellt. Das ist eben der Grund dafür, dass Du nicht bei Element of Crime spielst, sondern wir.“ Welcher Gedanke auch immer in die Regenersche Durchdenkmaschine hineingerät, kommt nicht ungeschoren wieder heraus, und so sind wir dabei, wenn Regener auf der Suche nach einer »Arno-Schmidt-Gesellschaft« über die Frankfurter Buchmesse stolpert, in Nashville, Tennessee, das Batman Building von der falschen Seite fotografiert oder Portraits über die Städte München, Köln, Berlin, Hamburg, Bremen und natürlich Delmenhorst erstellt. Ein Hörbuch, das am Stück durchgehört einen in den Wahnsinn treiben kann und auf den Alltag abfärbt, einen Dinge sagen lässt wie „das ist doch normal“ oder „so was weiß man doch“, das aber in sorgfältigen Dosen einem die Tränen vor Lachen in die Augen treiben kann. Auf eine Sven Regener Lesung ist eben verlass. 
Ich denke, das kann man am Ende so stehen lassen.

Als CD und als Download erhältlich
Sven Regener
Sonntag, 27. März 2011