Kari Bremnes - Fantastik Allerede
 
In dem aufwendig gestalteten Booklet der Best Of CD mit deutschen Textanmerkungen schreibt die Norwegerin: „…wenn ich mich umdrehe, sehe ich, dass der Weg hinter mir länger ist als der Weg nach vorne. Das ist schon okay. Das kann ich ab. Ich bin eine erwachsene Frau.“ Eine Frau, die seit 30 Jahren als Musikerin und seit 17 Jahren als Songwriterin unterwegs ist, eine Frau, die zu den großen der norwegischen Musikszene zählt, alle Musikpreise abräumte und mit ihrem Album „Over en by“ als eine der wenigen norwegischsprachigen Künstlern es sogar in die deutschen Charts schaffte. Zugegeben haben sich bei ihrem Charterfolg einige englischsprachige Stücke verirrt.  "Fantastisk Allerede,"  was so viel wie „bis jetzt schon fantastisch“ bedeutet, ist Teil ihres Bühnenjubiläums, das 2010 mit einem Konzert in der Osloer Oper begann und mit einer ausgedehnten Tour im Herbst des vergangenen Jahres ausklang. Die norwegische Sprache klingt immer wieder fremdartig, nur selten der deutschen verwandt und doch hat man beim Zuhören nie das Gefühl in einer vollkommen fremden Welt zu sein. Die Instrumentierung im klassischen Singer Songwriter -Stil, mit dezenten Jazzeinlagen klingt alles andere als ungewöhnlich und wären da nicht immer wieder die schönen Melodien, man würde vielleicht gar nicht so genau hinhören. Doch wenn man es tut, dann lohnt es sich. Die meisten Stücke hat sie selbst geschrieben, nur einmal wird aus Leonard Cohens „Everybody knows „Alle vet jo det“ und die ganze Zeit überlegt man, woher man das Stück kennt. Viele ihrer Songs sind heimliche Hits, so wie „Hurtigrute“ ein Stück über die alten Postschiffe, die von Bergen bis an die russische Grenze fahren und mir ihrer Route als eine der schönsten Kreuzfahrten der Welt gelten. Dies sind Stücke, die man wieder und wieder hören mag. Über die volle Distanz von 33 Songs (ja, man bekommt eine Menge Musik fürs Geld) ist die norwegische Sprache vielleicht ein wenig anstrengend, aber wenn man gezielt ein paar Perlen auswählt, ist dieses Album sehr zu empfehlen. Zumal Kari Bremnes ihre oft etwas distanzierte Stimme, die mich immer wieder an Joni Mitchell erinnert, sehr gekonnt in Szene setzt. Besonders dann,  wenn sie den esoterischen Keyboardteppich abstellt und klassische Instrumente in den Vordergrund rückt. Ihre Liebe zu Produktionsdetails macht ihr Album in den besonders guten Momenten zu einem Fest für die Ohren. Glücklich sind die, die noch eine anständige HiFi Anlagen ihr Eigentum nennen. 

Als CD und als Download erhältlich
Kari Bremnes
Sonntag, 16. Januar 2011