Bruno Böhmer Camacho - Nostalgic Vision
 
„Fragile,“ gehört sicher zu den schönsten und einfühlsamsten Songs, die Sting in seiner langen Karriere geschrieben hat. Schon die ersten Gitarrentöne sind zutiefst ergreifend. Der 25-jährige, deutsch-kolumbianische Jazzpianist Bruno Böhmer Camacho, der zu den wichtigsten lateinamerikanischen Musikern in Deutschland gehört, versucht sich an diesem Song und macht daraus eine instrumentale Pianoversion. Tempogeladen und im Stakkatostil gespielt, und damit ganz anders, als von dem englischen Gentleman einst erdacht. Mit seinem treibenden Calypso-Drive ist der Song zunächst kaum erkennbar. Bis schließlich die Jazzgitarre, gespielt von Vitaliy Zolotov einsetzt und die Hookline erkennbar wird. Was Bruno Böhmer Camacho aus diesem Song und der zweiten Coverversion „Poinciana“, ein Klassiker des US-amerikanischen Jazzpianisten Ahmad Jamal macht, ist so weit weg vom Original, dass man es fast als eigene Komposition betrachten könnte. Die anderen 10 Tracks auf „Nostalgic Vision,“ stammen allesamt aus Camachos Feder. Immer wieder spielen sie mit den Motiven der karibischen Jazzmusik, versehen mit einer Prise Pop. Besonders mit den fünf einfühlsam gesungenen Jazzballaden, dürfte dem smarten Jazzer die Frauenwelt zu Füßen liegen. Bestes Beispiel: Der schönen Opener „Aschewolke“ und die sehnsuchtsvolle Ballade „Quiero olvidar.“ 
Bruno Böhmer Camacho, aufgewachsen an der kolumbianischen Karibikküste kommt aus einer klassischen Musikerfamilie. Sein Großvater Ángel María Camacho y Cano war ein international bekannter Musiker und Komponist in seiner Heimat. Seine Mutter, die Konzertpianistin Lyra Mercedes Camacho, brachte Bruno das Klavier lieben und spielen bei und der deutsche Pianist Günther Renz unterrichtete ihn in Harmonielehre, Komposition und Arrangement. Mit gerade mal neun Jahren gründete er das Jazz-Ensemble Latin Sampling, das auf diversen Jazzfestivals in Südamerika auftrat. Bruno war plötzlich eine lokale Jazzgröße und gewann mit 16 den ersten Preis beim Nachwuchs-Wettbewerb „Jugend jazzt“ in Bonn.
Im Mai 2006 wurde er mit dem Folkwang-Preis als bester Jazz-Student ausgezeichnet und 2008 erhielt er mit seinem Trio den Preis für das Beste Ensemble. Im Anschluss bekam er ein Stipendium für die Berklee School of Music in Boston. Roy Louis, Stevie Woods, Cesar Perez, Nene Vasquez, Cuba Nova, sind nur einige Jazzgrößen, mit denen er in den letzten Jahren arbeitete. „Nostalgic Vision“ ist genau die richtige Platte für diesen Frühsommer. Ein Album das entführt und melancholisch genug für die langen Sommernächte ist.
Als CD und als Download erhältlich
Bruno Böhmer Camacho
Montag, 13. Juni 2011