Mamas Gun - Routes to Riches
 
Nein, das ist nicht das neue Album von Sly & The Family Stone, auch wenn das Cover so aussieht und die Musik in den wirklich guten Momenten daran erinnert. Hinter Mamas Gun verbirgt sich ein Typ namens Andy Platt. Er wurde in Hongkong geboren, lebte als Weltenbummler und landete schließlich in England, seiner Wunschheimat. Sogar ein begeisterter Teetrinker ist er geworden. Er hat in Liverpool am Institut of Performing Arts studiert, gründete mehrere Bands und spielte schließlich bei Corinne Bailey Rae. Mit seinem ersten Album legt er eine kräftige Schippe drauf. Hier regiert der Groove. „Routes to riches“ ist eine Reminiszenz, geradezu eine Verbeugung und eine Ehrerbietung an die alten Helden der goldenen Souljahre. Marvin Gaye, Stevie Wonder und das Superkind aus Mineapolis, ihre Musik  muss dieser Mann geradezu inhaliert haben. Um den Bogen in die Neuzeit zu bekommen, hat er seine Band Mamas Gun aus einem Erykah Badu Album geklaut. Neben der facettenreichen Stimme ist es vor allem der Bassist, der jeden Track gnadenlos und virtuos vorantreibt. Sein Name Rex Horan, Freunde nennen ihn einfach den Professor. Einst in der westaustralischen Wüste geboren, lebt er ebenfalls seit zwölf Jahren in London und ist neben Andy Platt die zweite treibende Kraft der energiegeladenen Bühnenperformance, die Ich & Ich Fans schon auf ihrer Livetournee im Vorprogramm sehen durften. Der “Professor” spielt sowohl Geige als auch Klavier und kennt sich auch noch in klassischer Musik bestens aus. Umso natürlicher ist der Facettenreichtum dieses Albums, der auch den Mut zu echten Experimenten mitbringt. „Bitch“ ist eines jener Stücke, die es niemals ins Radioprogramm schaffen würden und „Rico,“ sollte genau dort rauf und runter laufen, genau wie das wunderschöne „Pots of Gold.“ Hier atmet der Soul so ausschweifend, so luftig und frei, dass man versucht ist sofort wieder die Motown-Sammlung hervorzukramen. „Routes to Riches“ ist eine beeindruckende Platte, die vor Abenteuerlust nur so strotzt, eine Platte, die Soul, Blues, Funk, Jazz und Pop miteinander genial vereint, die Lust auf Grenzgänge in der Musik macht und die am Ende doch einfach nur da steht, ganz für sich allein. Genau so, wie Andy Platt es sich für sein erstes Album gewünscht hat. 

Als CD und als Download erhältlich
Mamas Gun
Mittwoch, 7. Juli 2010