Danger Mouse and Sparklehorse - Dark night of the soul
 

Im letzten Jahr tauchte ein mysteriöses Kunst-Buch im Internet auf, das als limitierte Auflage mit einer leeren CD-R verkauft wurde. Als Hinweis gab der Künstler uns den Satz: „For legal reasons, enclosed CD-R contains no music,“ mit. Der Künstler heißt Davin Lynch und seine Fotoausstellung war nur als audiovisuelle Installation in Gallerien zu bewundern. Musik gab es zunächst auf der CD keine, denn das geplante Gesamtkunstwerk, das zusammen mit dem Produzenten Brian Burton geplant war, wurde aus urheberrechtlichen Gründen ein Jahr lang verhindert. Die Aufzählung der juristischen Feinheiten erspare ich Ihnen an dieser Stelle, denn es würde uns in noch tiefere Zweifel über die Politik der letzten großen Plattenfirmen stürzen. Es muss an der irrwitzigen Auswahl der großen Gastmusiker und Sänger auf diesem Album gelegen haben. Manchmal sind die Beiträge hart und rau, wie Iggy Pops „Pain“ oder dem kantigen „Angel’s harp“ von dem Ex-Pixies Frontmann Black Francis und manchmal einfach merkwürdig, wie die Beiträge von David Lynch höchstpersönlich. Herzzerreißend schön ist der Auftritt von Jason Lytle, der dankenswerter Weise gleich zweimal vertreten ist. Geradezu genial ist aber die Eröffnung der Flaming Lips, die dem Album mit „Revenge“ sicher auch den reifsten Song schenken. „Dark Night of the soul“ ist ein Zauberkasten, der mit allem auffährt, was der Produzent der Stunde Brian Burton (Gnarls Barkley, The Good, the Bad & the Queen und Gorillaz) zu bieten hat. Der bittere Beigeschmack dieser Platte aber ist, dass es die einzige und letzte bleiben wird, die Brian Burton zusammen mit Mark Linkous, der sich Sparklehorse nannte aufnahm. Der manisch depressive Künstler nahm sich kürzlich das Leben. Leider kann er nicht mehr erleben, wie grandios sich Musiker wie Suzanne Vega, Julian Casablancas von den Strokes  oder Nina Persson von den Cardigans sich in seine Songs denken können. So wird das Album zu einem wahren Tribut an den beliebten, unglaublich talentierten und dennoch oft übersehenden Künstler Sparklehorse. 
Bevor David Lynch das Album mit dem Titelsong schräg aber würdevoll beendet, kommt es noch zu einer zweiten und ebenso bitteren Zusammenkunft. Vic Chesnutt, der ebenfalls im vergangenen Dezember den Freitod als seinen Ausweg sah, ist mit „Grim Augury“ das letzte Mal zu hören. Vorausgesetzt, es gibt irgendwo in Amerika nicht noch eine Schublade voller unveröffentlichter Songs. Bei seiner Produktivität wäre es ihm zuzutrauen. Am Ende bleibt das Fazit, dass „The Dark night of the soul“ zugleich ein würdevoller Abgang zweier großer Künstler ist, und zugleich ein Aufbruch in ungewöhnliche Musikkonzepte, die Musik endlich wieder als ein Gesamtkunstwerk begreifen.

Als CD, als Schallplatte und als Download erhältlich
Danger Mouse and Sparklehorse
Samstag, 7. August 2010