Magic Numbers - The Runaway
 
Vier Jahre Pause haben sich die beiden englischen Geschwisterpaar nach dem zweiten Album “Those the broken” gegönnt. Nachdem sie ein Jahr zuvor mit ihrem Westcoast Pop in Harmonie und Liebe schwelgten, wie einst die Mamas und Papas, hatte vor allem England sie ins Herz geschlossen. Doppelplatin bekamen sie auf der Insel und den MOJO Best New Act Award, wenn das als Auszeichnung mal kein guter Start ist. Warum ihr zweites Album in der Masse der Neuveröffentlichungen vor vier Jahren unterging, ist mir bis heute vollkommen unverständlich. Manchmal kann man eben mit der richtigen Platte zur falschen Zeit um die Ecke kommen. Änderungen gibt es diesmal einige, denn wo es auf den letzten beiden Platten vor allem textlich um die Liebe ging, spielt jetzt ein ganzes Orchester auf, um all die Harmonie noch zu unterstreichen. Im Booklet werden gleich sechs Streicher aufgezählt, dazu noch Cellisten, Flötisten, Trompeter und Tenor Saxophonisten. Das mag nach Popmusik von beethovischem Ausmaß  klingen, ist es aber nicht. Zu Verdanken ist das ausschließlich dem Streicherarrangeur Robert Kirby, der sogar noch mit dem großen Nick Drake gearbeitet hatte. Im letzten Oktober ist er verstorben und so bekommt diese Platte einen nicht geplanten, melancholischen Touch, eine zitternde Dramatik. Selbstredend, dass „The Runaway“ ihm gewidmet ist. Produzent Valgeir Sigurdsson vollbrachte es, die mächtigen Arrangements angenehm zurückhaltend klingen zu lassen. Nie ist diese Popmusik überladen, nie aufdringlich, dafür vor allem immer dann besonders schön, wenn die Geschwisterpaare sich dem zweistimmigen Gesang hingeben. Mit so viel Wärme und Schönheit kommen Stücke wie „The Pulse“ oder „Hurts so good“ so schön daher, dass man in jeder Sekunde spürt, wie gerne sie dort gesessen haben mussten und selbst begeistert schienen, wie sie das Handwerk des gehobenen Songwritings noch mehr verfeinern konnten. Liebe und Zwischenmenschliches stehen zwar im Mittelpunkt des Albums, doch mit düsteren Erzählsträngen und Andeutungen, verleihen sie ihren Songs eine weitere, düstere Facette.  „You got me running through the night, I want you to hurt, You got me running to the knife, I want it to hurt,“ heisst es in „Only seventeen.“ Doch danach geht die Sonne wieder auf. Auch wenn es einige schwächere Songs auf der Platte gibt, überwiegt am Ende der Eindruck, dass hier große Popmusiker am Werk sind. Vielleicht gehen sie in der Masse der Veröffentlichungen wieder unter, weil sie schlicht zu unauffällig sind und sicher auch nicht gerade wie Popmusiker aussehen, dafür aber verstehen sie ihr Handwerk und bieten 54 Minuten pure Schönheit. 

Als CD, als Schallplatte und als Download erhältlich
Magic Numbers
Samstag, 7. August 2010