Crowded House - Intriguer
 
Die Generation I Pod kennt das ja kaum noch, mit dem CD Kauf, mit dem Aufklappen des Covers und dem Erlebnis, ein Album von vorne bis hinten durch zu hören. Heute werden Singles und Lieblingssongs in Playlisten sortiert. Diese muss man zugeben,  sind manchmal erstaunlich kreativ. Um einen Crowded House Song originell einzusortieren, habe ich einst eine Playlist mit dem Namen „Wanna be a Beatle?“ angelegt. Einige Crowded House Songs haben es schon in diese Liste geschafft und auch aus dem neuen Album stehen meine Favoriten schon in den Startlöchern. Das fantastische „Either side of the world“ oder das luftige, von Coldplay - Pianoklängen getragene „Saturday sun“ dürften dabei sein. „Falling dove“ und „Twice if you’re lucky“ mit ihrem Yesterday-Feeling sollten sich dort zwischen Brian Wilson und Paul McCartney wiederfinden. Doch eines ist auf „Intriguer“ anders als sonst. Ihre neuen Songs strahlen etwas Positives aus, als gäbe es ein Neugeborenes zu feiern. In ihrer Gesamtheit legen die Mitvierziger um die Finn Geschwister einen leichten Zahn zu. Auch diesmal widmen sie die 10 Songs ihrem viel zu früh verstorbenen Schlagzeuger Paul Hester, der sich nach schweren Depressionen im März 2005 in einem neuseeländischen Park erhängte. Der Schock innerhalb der Band saß so tief, dass sie mit „Time on earth“ ein zutiefst trauriges, aber geradezu geniales Werk schufen. Diesmal verfügen die Neuseeländer über so viele Ideen, dass einige der Songs darunter ein bisschen zu leiden haben. Manchmal habe ich mich dabei erwischt, dass man sich die eine oder andere Stelle im Stück länger gewünscht hätte. „Warum sind sie zu diesem Thema nie zurückgekehrt,“ fragt man sich beispielsweise am Ende von “Either side of the world?“ Auch wenn „Intriguer“ insgesamt eine Spur aufgeräumter und fröhlicher klingt, wohnt auch den neuen Songs eine gewisse Melancholie und Zerbrechlichkeit inne. Da kann die Sonne noch so vom Himmel scheinen, da können die Beach Boys vor dem geistigen Auge immer wieder aus den Wellen des Pazifiks steigen, Crowded House bleiben ernst, vielschichtig und hintergründig. „Intriguer“ ist ein musikalischer Griff zurück in die Vergangenheit. Sowohl in die eigene, als auch in die Flower-Pop-Ära. Die Epoche aber, spielt bei diesen hoch künstlerisch entwickelten Songs längst keine Rolle mehr. Vor der Zeitlosigkeit und der technischen Präzision, dem Ideenreichtum und der Genialität, kann man sich am Ende nur verneigen. Sehr tief verneigen.

Als CD, Download und mit etwas Mühe auch als Vinyl Platte erhältlich
Crowded House
Samstag, 24. Juli 2010