Element of Crime - Fremde Federn
 
Während andere Künstler uns mit ihren Best Of Alben zur Weihnachtszeit penetrieren, entscheiden sich Element of Crime dazu, ein Album mit Coverversionen zu den Adventstagen herauszubringen. Immerhin mit zwei Weihnachtsliedern, so viel Zugeständnisse müssen schon sein. Während „Leise rieselt der Schnee,“ nicht zuletzt  durch Sven Regeners Trompetensolo richtig schön ist, fragt man sich nach dem Sinn einer weiteren „Last Christmas“ Version. Soll man nach 25 Jahren sagen, „ich habe mich an das schaurige Englisch von Sven Regener gewöhnt?“ Ich finde nicht. Nach wie vor grenzt die Aussprache an Körperverletzung, ist aber immerhin doch besser als sein Französisch. Eine der schönsten französischen Chansons „La vent nous portera,“ darf das nun erleben. Ein Klassiker, der in diesem Jahr schon mal eine Ehrung von Sophie Hunger erfahren hat, bekommt es nun mit der schweren Zunge und dem provozierendem Deutsch-Akzent von Sven Regener zu tun. So viel zu den Schattenseiten der Platte, aber es gibt auch gutes zu hören und davon sehr viel. Im Kneipenromantik-hinaufbeschwören macht diesen Jungs niemand etwas vor. Wie konsequent, und wenn ein Kneipenbarde auf den anderen trifft! Das ganze große Kino kommt aus den Boxen. Udo Lindenbergs „Leider nur ein Vakuum“ ist in der Element of Crime Version mit eingebautem Discobeat eine echte Neuentdeckung. Erstmalig gab es den Song auf dem Tribute Album „Hut“ zu hören. Alle Stücke auf Fremde Federn sind irgendwann auf B-Seiten, Tribute Alben oder zu anderen Gelegenheiten erschienen. Der wahre Element of Crime Fan hat also bereits alle Stücke irgendwo, wird aber bei der Wiederentdeckung eine Menge Spaß haben und freudig singen: „Hamburg 75, Mensch war das gemütlich.“ Zur Verstärkung zu diesem kultigen Hamburg-Schunkler greift ein weiteres Hamburger Urgestein unter die Arme. Andreas Dorau. So abwegig schräg dieses Stück auch sein mag, auf der nächsten Party wird es für ganz großen Spaß sorgen. Nur wenige Male greifen EOC zu älteren Stücken aus den 90er Jahren. Nie konnte man die Entwicklung so eindrucksvoll erleben wie bei diesen ollen Kamellen, bei denen Sven Regener noch viel angestrengter und bei weitem nicht so souverän singt wie heute. „Fremde Federn“ ist unterm Strich ein Album für echte Fans, auf dem es sich am Ende anfühlt wie auf einem guten Konzert. Man singt wie bei der „Mittelpunkt der Welt Tour“ selig  „Across the universe“ mit, hört vielleicht das erste Mal einen Bee Gees Song und muss zugeben, dass „I started a Joke,“ irgendwie doch eine gute Nummer ist. Nicht zu vergessen, die wohl beste Pet Shop Boys Nummer aller Zeiten: „You only tell me you love me when you’re drunk“ und das ganz ohne Keyboards. 

Als Download, auf Vinyl und als CD erhältlich
Element of Crime
Samstag, 27. November 2010