Caroline Henderson-Jazz, Love& Henderson
 
An dieser Platte klingt irgendwie alles klassisch. Schon das erste Stück „The Evil Eye“ beginnt mit einem Streichorchester und dann, wenn das erste Mal ihre klare Stimme erklingt, sieht man statt „The Evil Eye“ James Bonds „Golden Eye“ vor sich ablaufen. Nur, dass die Bond Folge viel älter sein müsste, als sie es tatsächlich ist. Henderson orientiert sich an den guten alten Stars. Ihr sind die 60er lieber als die 2000er. Lieber Mancini als Nu Jazz, lieber der klassische Gesang, als sich frei durch die Töne tragen zu lassen. Das ist vollkommen in Ordnung, gerade wenn man über diesen Stimmenumfang verfügt, der an gewissen Stellen sogar an Shirley Bassey erinnert. Wenn sie dann die Tonart wechselt, sich für das tiefe rauchige Timbre entschließt, dann tut sie das, weil sie es kann, weil sie eigentlich ein alter Hase im Geschäft ist.  In ihrer Heimat Dänemark, ist die gerade 50 gewordene Sängerin nicht nur als Jazzmusikerin, sondern auch als Moderatorin einer TV-Sendung und UNICEF-Botschafterin bekannt geworden. 2011 nahm sie von der dänischen Königin eine Ehrung als “Dame” entgegen und hat bestimmt auch nicht so ganz nebenbei drei Söhne erzogen. All das ist ihrer Musik anzuhören. Nie angestrengt, nie erzwungen.
Warum sie bis zum letzten Stück “Time Is Forever Young“ erwartet, um das erste mal aus den klassischen Songstrukturen ausbricht und nach einem sphärischen Opening sich in fremden Beats wiederfindet und der Kontrabass plötzlich die Dominanz übernimmt, bleibt ihr Geheimnis. Ohne Frage ist das letzte Stück des Albums auch das interessanteste und man kann plötzlich ahnen, warum auch die großen der Jazzszene diese Frau großartig finden. Ihre fantastische Band genießt die ungewöhnlichen Momente des Albums. Ein bisschen Folklore, ein bisschen New York Keller Jazz. Mag auch vieles an diesem Album konventionell sein, es macht Spaß einer tollen Band und einer noch besseren Musikerin zuzuhören.
 
Als CD und als Download erhältlich
 
 
 
 
Caroline Henderson
Montag, 4. Juni 2012