Wenn in den letzten Jahren von David Sylvian, dem ehemaligen Kopf der Elektro und Pop Kultgruppe Japan die Rede war, dann handelte es sich gewohnheitsmäßig um äußerst schwer konsumierbare Kost. Seine Platten steckten voll mit elektronischen Experimenten und Spielereien. Es wunderte nicht, dass David Sylvians eigenwillige Musik schon seit langer Zeit keine Plattenfirma fand. So entstand sein letztes Album „Blemish“ auch schon bei seiner eigenen Plattenfirma „samadhisound“ und das neue Werk „Snow Borne Sorrow“ ist inzwischen die sechste Veröffentlichung auf seinem Label. Man hätte in den letzten Jahren mit allem rechnen können, aber ganz bestimmt nicht mehr mit einer Popplatte. Eine Ära, die seit seinem letzten Popalbum im Jahre 1999 „“Dead Bees On A Can” (Virgin 1999) vorbei zu sein schien. David Sylvian hat jetzt aber etwas wirklich interessantes fabriziert. Er hat sich weiterhin mit den Themen von „Blemish“ beschäftigt und sie in einen neuen musikalischen Kontext gesetzt. Die Songs handeln vom Scheitern, Zweifeln und dem Verfall von vermeintlich Beständigem. Kein Wunder dass diese Platte natürlich irgendwie düster wirkt und die Songs keinem Happy End entgegen führen. Ein weiterer thematischer Bezugspunkt ist die allgemein düstere Stimmung nach dem 11. September, und so setzt Sylvian auch sein politisches Engagement, welches 2004 durch seine in Zusammenarbeit mit Ryuichi Sakamoto veröffentlichte Single "World Citizen" begann, fort. Es wirkt fast so, als würde David Sylvian versuchen, seine Themen jetzt einem breiterem Publikum vorstellen. Bis heute scheint die Popmusik David Sylvian nicht losgelassen zu haben. „Popmusik“ muss natürlich im Zusammenhang mit einem so ungewöhnlichen Künstler, neu und vor allem anders definiert werden. Seine Interpretation werden niemals den Weg ins Radio oder in die Popcharts finden. So werden Songs wie „Darkest Birds“ oder „The banality of evil“ mit einer fast unmerklichen sehr zurückhaltenden Melodie versehen, bei der man schon genau hinhören muss. Das gleiche gilt für die Texte. Die Platte ist genauso zurückhaltend ausgestattet wie die Musik. Keine Texte, keine Bilder und nicht einmal die Musiker selbst werden genannt. Und doch sollten sie dringend erwähnt werden, denn es sind große Namen, die im Bereich der elektronischen und minimalen Musik schon immer eine herausragende Rolle spielten. Warum David Sylvian gleich ein neues Band-Projekt aus “NINE HORSES” machte, bleibt ein Geheimnis, doch standen neben Sylvian selbst auch sein Bruder Steve Jansen zur Verfügung, der ebenfalls schon bei Japan mit von der Partie  war. Außerdem saß der Kölner Elektronik-Komponisten und Remixer Bernd ‘Burnt’ Friedman am Pult. Außerdem erhielten Nine Horses von der schwedischen Sängerin Stina Nordenstam, dem norwegischen Trompeter Arve Henriksen (Supersilent) und dem alten Sylvian Mitstreiter Ryuichi Sakamoto am Klavier Unterstützung. Schon letzterer hat sich so rar gemacht, das seine Pianoarbeit ein Reinhören wert ist.
„Snow borne sorrow“ ist eine Platte, die natürlich schwermütig ist, die einen fast schon depressiv machen kann, auf der es aber immer wieder etwas zu entdecken gibt. Das garantieren diese Ausnahmemusiker und natürlich David Sylvian selbst. Zum nebenbei hören ist dieses kleine Werk natürlich ungeeignet und beim intensiven Hören, taucht man in eine fast schon hoffnungslose Stimmung ab. Keine leichte Kost, aber wer erwartet das schon bei einem David Sylvian?
Nine Horses / David Sylvian
„snow borne sorrow“
Rain  Tree Crow
Rain Tree Crow
David Sylvoian
Gone to earth
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