Nur einen Sommer lang flogen die Rainbirds durch deutsche Lande. Es war einer dieser Zugvögel, der leider nie in die Charts zurückkehrte. Diese Band, die so gar nicht deutsch klangen und mit “Blueprint” einen so gelungenen Hit hatten, kamen in einer Zeit auf den Markt, wo deutsche Bands in keinem Fall deutsch klingen durften – und es auch nicht taten. So ändern sich die Zeiten, heute 20 Jahre später, müssen die Bands deutsch klingen. Auch wenn es über Schülerbandniveau in vielen Fällen nicht hinausgeht, werden sie gefördert und bekommen Preise für Texte und Musik, die in  Zeiten der Rainbirds gar nicht veröffentlicht worden wären. Und was macht die Ex- Frontfrau der Rainbirds heute? Sie veröffentlicht, nach deutschen Spoken Word Platten, ein englischsprachiges Popalbum. Im Grunde war die Künstlerin mit dem roten Kurzhaarschnitt, dem sie übrigens treuer blieb als ihren Musikstilen in den letzten 20 Jahren, schon abgemeldet. Auf einem kleinen Label veröffentlichte sie in den letzten Jahren nach 5 weiteren Rainbirdsalben, mit unterschiedlichen Besetzungen, ihre Spoken Word Platten. Alben, auf denen immer wieder ihr Talent durchklang, es aber leider nie mehr zum großen Erfolg der ersten Platte heranreichte. Wie wichtig der Erfolg ihr war, kann man heute, 20 Jahre später bestens ablesen: “First take second skin” ist ein scheinbar aus dem Ärmel geschütteltes Popalbum geworden, mit dem sie sich sehr viel Zeit liess. Würde es vermessen klingen, zu sagen, es ist ihr bestes Album seit dem Debütalbum der Rainbirds aus dem Jahre 1986? Ich denke nicht, denn das letztgeborene Kind ist doch immer das Liebste. Schon der Opener “As a matter of fact” klingt nach einem Pophit, der auch auf Studentenparties laufen könnte und glücklich machen würde. Katharina Francks Potential ist allerdings groß und nach 20 Jahren erkennt sie plötzlich, dass im Pop die Ausdrucksmöglichkeiten so groß sind, wie in fast keiner anderen Musik. Das ist natürlich der Gradmesser des Massengeschmacks, dem Katharina Franck schon längst den Rücken gekehrt hat, doch es ist auch die Möglichkeit, bei fast jedem Song anders klingen zu dürfen. Ein Gefühl, dass sie auf den etwas sperrigen letzten Platten scheinbar vermisst hat, denn es ist eine Wonne zu hören, wie sie jedem Stück eine neue und eigene Note gibt. Tatsächlich ist sie es auch alleine, die vom Blues, fast bis in den Soul hinein, mit Folk und Pop - Traditionen spielt. Zweimal wird es sogar ein bisschen jazzzig, immer dann wenn Michael Merkelbach zur Trompete greift. Mehrmals spielt er sich in den dezenten Hintergrund und bei “Tree. Bird. Sky. Forgiveness” gibt er dem tiefen Timbre von Katharina Franck einen verruchten Diventouch. Auch ohne Trompete versteht Katharina Franck es, sich in diesem Bereich der verruchten Barsängerin breit zu machen. “Faithful Friends” untermalt, mit der Gitarre, von dem ehemaligen Rainbirds Mitstreiter Peter Weihe, wird in den 6 Minuten und 42 Sekunden zu einem tranceartigen Erlebnis, das auch noch 3 Minuten länger dauern könnte. Durch das geschickte Tracklisting erscheint die Berlinerin in dem nächsten Song “Good Fortune (one on one)” mit der vollkommen veränderten hohen Stimme wieder wie eine Folkpopsängerin, die Spaß an einfachen und nicht überlasteten Songs hat. Schön, wie später dann wieder Michael Merkelbach an der Trompete zu hören ist, sich diesmal aber auf ein Solo beschränkt. Fast ausnahmslos beschränkt Katharina Franck sich auf ihr eigenes Songwriting und gönnt sich mit der Jimi Hendrix Coverversion “Manic Depression” den einzigen Rocksong. Hat man schon mal einen Studiocrack wie Peter Weihe im Studio, ist der Spaß, bei einem solchen Stück nachvollziehbar.     
“First take second skin” ist eine gelungene Platte geworden, die auch bei bester Bandbesetzung durch die Stimme von Katharina Franck zu dem wird, was sie ist. Eine reife, erwachsene Platte von einer Songschreiberin und Sängerin, die in der Vielzahl der mittelmässigen deutschen Veröffentlichungen nicht untergehen darf.
Katharina Franck
„first take second skin“
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