Der nordirische Songschreiber und Folkmusiker Andy White sagte Ende der achtziger Jahre auf seinem Debütalbum „Rave on Andy White:„Irland ist die Stiefmutter Amerikas“. Wie für fast jeden Musiker aus Irland, ist auch für die junge Garde der irischen Songschreiber und Folkmusiker Van Morrison der Übervater der irischen Musik. Er ist der Gradmesser aller Qualität, er ist der Crooner aller Musikrichtungen, denn er ist Van the Man! Ein ehrwürdiger Titel, den er sich von Jahr zu Jahr neu erkämpft. Natürlich haben alle Van Morrison Platten etwas gemeinsam, denn seine Stimme ist, egal vor welchem musikalischen Backround, schlichtweg unerreichbar. So sehr er sich auch im Jazz oder im Folk verliert, es ist eine Freude Van Morrison auf seinem Weg durch seine Platten zu Folgen.
Oft steht er schlecht gelaunt auf der Bühne, bläst sein Saxophon mit dem Rücken zum Publikum und grantelt seine Musiker an, die trotzalledem zum besten der irischen Szene gehören. Ob es innere Unzufriedenheit bei Van the Man ist oder es die mangelnde Herausforderung eines Konzerts ist, weiß niemand so genau, aber die Vermutung nach 40 Jahren auf der Bühne, liegt nahe. Also gönnt der Ausnahmemusiker sich hin und wieder mal einen Ausflug in genrefremde Terrains. Sein traditionelles Album „Irish Heartbeat“ in Zusammenarbeit mit den Chieftains aus dem Jahr 1988, gehört zu den ungewöhnlichsten Alben seiner Karriere. Man sollte auch seine Platte zur Rettung des Skiffles aus dem Jahr 2000 nennen, denn auch sie reiht sich in die ungewöhnliche Discographie ein. Wenn man also in Amerika von Irland als Stiefmutter spricht, dann ist es vor allem eine Verbeugung vor den traditionellen Wurzeln, die man auf dem Weg zur Unabhängigkeit mitbekommen hat. Die Countrymusic ist also viel mehr eine Adaption eines irischen Gedankens, der in Irland nur nicht so gelebt wurde wie in dem Land der endlosen Highways. Irland braucht also diese Platte von Van Morrison, um sich daran zu erinnern, wo die musikalischen Wurzeln der grünen Insel neben dem Folk liegen. Hört man das erste mal, dass Van Morrison sich an eine Countryplatte heranwagt, ist man gespannt, wie das wohl klingen mag. Es gibt allerdings keinen Grund zum Zweifel, denn natürlich singt und spielt Van Morrison auch auf „Pay the Devil“ souverän und leidenschaftlich wie immer. Schon nach 30 Sekunden beim ersten Song „There stands the glass“ hat man das Gefühl Van Morrison hätte nie etwas anderes getan, als Countryplatten aufzunehmen. In dem alten Webb Pierces Klassiker steht der gereifte Mann mitten im Salon und lässt sich in bester Countrymanie an der Steel Guitar begleiten. Und das ist erst der Anfang einer aussergewöhnlich guten Countryplatte. Van Morrison singt sich durch das Repertoire seiner Lieblingssongs. Die reichen über das legendäre „Your cheating heart“ und „Half as much“ von Hank Williams, bis hin zu weniger bekannten Countrysongs. Tatsächlich ist es so, dass er bei jedem Stück noch eine Schaufel drauflegt und im Voranschreiten immer besser wird. Schließlich singt er auch noch eigene Songs. Auch wenn er sich mit drei Eigenkompositionen deutlich zurückhält, doch wüsste man es nicht besser, man könnte meinen, auch „Playhouse“ sein schon in unzähligen Salons gespielt worden. „Pay the devil“, das Titelstück dagegen, ist die Geschichte wie es sich anfühlt, die Musik des Teufels zu spielen. Für den einen ist es eine Freude, für den anderen ist es das Leid. Van Morrison gehört mit seiner spirituellen Vergangenheit sicher zur letzteren Fraktion oder will er plötzlich witzig sein? Tatsächlich aber, ist „Play the Devil“ eine Reise durch die Geschichte der Countrymusic. Das fängt bei seinen eigenen Songs aus der Jetztzeit an und geht zurück in das Jahr 1933, aus dem „My bucket’s got a hole“ das erste mal gespielt wurde. Hier wird es so bluesig und traditionell, dass es sicher noch nie eine bessere Version des Songs gab. Die Reise endet dann schließlich bei „Till I gain control again“ und auf dieser Platte ist dieser Rodney Crowell Song der Höhepunkt. Bei keinem anderen Song versteht Van Morrison es besser, einen Countrysong mit dem zu verbinden, was ihn zu einem der wichtigsten Sänger der letzten 40 Jahre gemacht hat.