Sting
Songs from the Labyrinth
 
Sting
„Songs from the Labyrinth“

Es ist das Los des Superstars, dass ihn vielleicht nicht mehr unerkannt auf die Straße gehen lässt, ihn vielleicht in ein Korsett und ein Image aufzwängt, dass es schon seit Jahren nicht mehr lebt, aber es ist auch die Freiheit Dinge zu tun, die andere sich weder finanziell noch künstlerisch leisten können. Nun mag man von der Idee, 400 Jahre alte Songs aufzunehmen halten was man will und nun ist der Klang einer Laute über ein ganzes Album sicherlich auch Geschmacksache, doch eines muss man Sting hoch anerkennen. Diese Platte zu machen ist mutig und eine künstlerische Herausforderung zugleich, die vielleicht sogar Popmusikfans einen Künstler der Renaissance näher bringen könnte. Sting ist natürlich bekannt für seine Experimentierfreudigkeit, für seinen Hang zum Jazz, zur Klassik oder zu den Liedern der Dreigroschenoper. Natürlich machen diese Aspekte und die Vielfältigkeit den den Künstler Sting aus. „Songs from the Labyrinth“ ist ein Experiment für moderne Ohren und es ist das mutigste und ungewöhnlichste seiner Karriere. Auf dieser Platte die auf dem Klassiklabel „Deutsche Grammophon“ erschien. ist der Mittelpunkt der englische Songschreiber John Dowland. Für Sting sind die 400 Jahre alten Songs von John Dowland, die ersten Popsongs der Musikgeschichte. Wenn man bedenkt, welche großen Popsongs aus Stings Feder stammen und wenn man dann die Songs von John Dowland hört, gibt es sicherlich parallelen. Natürlich wären wir niemals auf Ähnlichkeiten gestossen.
Sting ist von den Liedern John Dowlands so tief beeindruckt, dass er vielleicht nicht anders konnte, als diese ungewöhnliche Platte zu machen. Sie verfolgen ihn bereits seit seiner Zeit bei Police 1982. Nach einem Solokonzert fragte der britische Schauspieler John Bird,  ob er die Songs von John Dowland kennen würde. Man muss natürlich wissen, dass es nur wenige englische Kulturbanausen gibt, die den Namen John Dowland nicht kennen. So ging es auch Sting, aber er kaufte gleich am nächsten Tag eine Platte mit Lautenliedern mit dem Tenor Peter Pears und Julian Bream. So nahm die Geschichte ihren Anfang und immer wieder spielte Sting die Lieder von John Dowland - nur fast nie für die große Öffentlichkeit. Als er sogar eines Tages von Dominic Miller, dem langjährigen Gitarristen seiner verschiedenen Bands, eine Laute geschenkt bekam, die auch noch eine Sonderanfertigung des Instrumentenbauers Klaus Jacobsen mit einer geschnitzten Verzierung über dem Schallloch, die der Rosette der Kathedrale von Chartres nachempfunden war, bekam, war es um Sting geschehen. Er lernte den Lautisten Edin Karamzow kennen und begann sich so intensiv wie nie zuvor mit John Dowland zu beschäftigen. Zunächst sollte kein Album entstehen, sondern es war nur ein Liebhaberei, aber das Projekt wuchs und somit die Idee doch eine Platte daraus zu machen. Es dürfte selbst für Sting nicht leicht gewesen sein, dafür eine Plattenfirma zu finden. Zusätzlich zu den Liedern zitiert Sting auf der CD Auszüge aus Briefen Dowlands, die uns erstaunlich oft ins alte Deutschland führen. Einige Stücke sind nur instrumental, und andere sind in der Tat von einer großen Schönheit, wenn man sich auf sie einlässt. Das ist die Voraussetzung für diese Musik. „Songs from the Labyrinth“ ist keine CD zum nebenbei hören, auch wenn Sting draufsteht. Daher gibt es auch ein sehr liebevoll und hoch informatives Booklet in der CD, das uns ganz viel über die Musik aus der Renaissance erzählt. Für die Kenner von Lautenmusik noch ein paar Worte zum Repertoire: Es reicht auf der einen Seite von Kunstwerken wie "Flow, My Tears" bis zu Dowlands Songbüchern und hintergründigen Miniaturen wie "The Lowest Trees Have Tops" und "Clear Or Cloudy". Ganz am Schluss auf der CD, an Stelle 23 befindet sich ein tatsächliches Meisterwerk: "In Darkness Let Me Dwell" ist vielleicht der schönste Song der letzten 350 Jahre. Ich wünsche „Every breath you take“ den gleichen Ruhm.

Kopierschutz: Nein
I - Pod Fähig: Ja 
Auch als LP erhältlich
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