Pete Yorn
Nightcrawler
 
Pete Yorn
Nightcrawler
Rough Trade

Wer der Meinung ist, die Nacht des Ausnahmesongschreibers Pete Yorn sei zum Schlafen da, der irrt gewaltig. Auch wenn der Albumtitel „Nightcrawler“ vermuten lässt, es handle sich um Musik, die man ähnlich wie die Musik der Cowboy Junkies oder zuletzt Ryan Adams  mit seinem Meisterwerk „29“ zwischen drei und vier Uhr Morgens hören möchte, der muss umdenken und die Nacht zum Tag machen. Immerhin ist „Nightcrawler“ das dritte und letzte Album aus der Trilogie der drei ersten Pete Yorn Alben, die mit „Musicforthemorningafter“ und „Day I forgot“ schon erahnen liessen, da kommt noch ein drittes nach, das die 24 Stunden abschliesst. Schon bei „Musicforthemorningafter“ konnte man überrascht sein, wie sehr der Songschreiber aus New Jersey sich mit Bruce Springsteen Songs beschäftigt haben muss, ohne jemals ein Plagiat zu sein. Pete Yorn klang besonders auf seinem Erstlingswerk oft deutlich rauer und experimentierfreudiger. Beeindruckt hat aber, wie es sich für einen Songschreiber gehört, die Cleverness in den Songs. „Nightcrawler“ ist vielleicht das facettenreichste Album, in der noch kurzen Karriere. Beim ersten Song „Vampire“ glaubt man schon zu wissen, dass dieses Album auf die Nacht zugeschnitten ist, in der man bei Songschreibern eher mitdenkt, als mit dem Stuhl zu wippen. Das ist aber bereits beim zweiten Stück „For us“ vorbei. Pete Yorn fängt mit einer, für seine Verhältnisse sehr tiefen Stimme an und kommt ganz schnell zum Punkt. Er hatte eine gute Idee mit einer poppig, rockigen Hookline, die er schnell vorführen will. Ein gelungener Rocksong, der dann das deutliche Zeichen und die Marschrichtung der 14! Songs vor gibt. Interessant, wie sich der Song immer weiterentwickelt, sich eine brillante Bridge auftut, sich eine neue Melodie vollkommen unangestrengt entwickelt. Das ist es, was Pete Yorn auf diesem Album bei (fast) jedem Song schafft. „Undercover“ ist ein Pophit, per excellence, doch die raue Gitarre, das treibende Schlagzeug und der für die Charts zu rockige Gesang, verhindert den Erfolg auf breiter Ebene. „Undercover ist der emotionalste - bis jetzt, denn die Platte geht weiter, bewegt sich zwischen Folk, hat keine Angst vor Drumcomputern, bleibt aber trotzdem immer eine Rockplatte. Hatte er bei „Musicforthemorningafter“ noch oft die Besonderheit mit den Worten so umzugehen, dass man viele Sätze nicht wirklich versteht (er hat sie zu sehr vernuschelt), greift er auf dem neuen Album „Nightcrawler“ weniger auf dieses Stilmittel zurück. Die Texte liegen leider nicht im Booklet. (Eine Knauserei der Plattenindustrie - Schade). Gut dass wir den 32 jährigen inzwischen besser verstehen. Seine Themen für die Nacht sind die Liebe, der Tod, immer wieder die Eifersucht und unzählige Anspielungen auf die Kapitalismus und die Ignoranz seines Landes, diese bis zur Perfektion zu betreiben.  Kein Wunder, dass sich weitere Gegner der US Regierung wie die Dixie Chicks und ex - Nirvana Mann Dave Grohl in den zweieinhalb Jahren im Studio einfanden und ihren Beitrag zu „Nightcrawler“ gaben. Das alles findet dezent statt, hier spielt sich niemand in den Vordergrund. Die Gitarre zerreisst mal die Struktur und dann wieder plötzlich wird es geradezu folkig wie bei „Ice Age“ oder dem letzten Stück „Bandstand in the sky“. Nicht zu vergessen „Splendid Isolation“, das tatsächlich von dem kommenden Bruce Springsteen Album stammen könnte und das liegt nicht nur an der Mundharmonika zu Beginn des Songs. Die Inspirationsquelle für diese Platte liegt schon weit zurück. Es ist das 76er Album „Low“ von David Bowie, das auch eine der kreativsten Phasen des Meisters darstellte. Auch wenn man eher an den Boss, an Jeff Buckley und manchmal sogar an U2 denken muss, ist Petze Yorn doch weit mehr als ein weiterer amerikanischer Rockstar auf dem Weg nach oben. Mit diesen 14 Indierocksongs, einer kreativen Ausbeute die begeistert und ein sicheres Gespür für Songs, die sich nach jedem Hören weiterentwickeln, bleibt diese CD im Gedächtnis, als die beste in der Trilogie. Zeit, die anderen noch einmal anzuhören, um vielleicht den Gegenbeweis anzutreten. Bei jemanden wie Pete Yorn weiß man nie was hinter der nächsten Ecke lauert.     

Kopierschutz: Nein
I Pod fähig: Ja
Nicht als LP erhältlich
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