Es muss auch für einen vierundzwanzigerjährigen Songschreiber nichts schlimmeres geben, wenn prägende Sätze der Eltern, einen die gesamte Jugend durch verfolgen. Im Falle des Schweden Jens Lekman muss es der Satz „Lern was anständiges Junge“ gewesen sein, der ihm nie aus dem Kopf gegangen ist. Immerhin hat er es geschafft ein Album aufzunehmen. Oder sagen wir besser, er hat vier Jahre lang Songs gesammelt und aufgenommen, bis er sie schließlich 2004 herausbrachte. Das Album hieß „When I said I wanted to be your dog“ und es sah selbstgebastelt aus. Es war sicherlich kein Zufall und es war auch keine knauserige Plattenfirma, die den Künstler zu Sparmassnahmen zwang, es war einfach Jens Lekman. Ein unspektakuläres Bild auf dem Cover passet perfekt zu dem, was drin war. Die Musik war durch die Bank gut - aber alles andere als sofort eingängig. Eben so eine typische Singer Songwriter platte, die vor allem mit akustischen Instrumenten aufgenommen wurde. Neben ein paar Ep’s und Singles, die natürlich alle vergriffen sind, hat man so gut wie nichts mehr von Jens Lekmann gehört, bis zum Dezember „Oh you’re so silent Jens“ hiess das neue Album. Doch ganz so einfach ist es leider nicht. Bei den 17(!) Songs auf dieser Platte handelt es sich um weitere Aufnahmen aus dieser Zeit der Jahre 2000 – 2004, ein paar B Seiten und sogar ein paar zaghaften Remixe, die allerdings mit dem, was für heutzutage unter Remixen verstehen, nichts zu tun haben. Trotzdem gefällt mir „Julie“(vielleicht der beste Song der kurzen Karriere von Jens Lekman) in der neueren Variante deutlich besser. Es ist nur schade, dass es, so lange man diesem Schweden glauben schenken möchte, sein letztes Album sein wird. Jens Lekman hat sich den Satz seiner Eltern vergegenwärtigt und ist derzeit auf Jobsuche. Seine Instrumente hat er schon alle verkauft und „Oh you’re so silent Jens“ ist das unspektakuläre Abschiedsgeschenk eines wirklichen Querkopfes der jungen Singer Songschreiber - Liga. So ist auch nicht viel herauszubekommen, über den zurückhaltenden Mann mit der Gitarre. Man muss sich schon Mühe geben um erstens die Platte zu bekommen und zweitens, sie dann auch zu verstehen. Gab es beim letzten mal wenigstens noch ein paar Songzitate, bleibt uns auf dem neuen Album nur der Blick in ein karges Booklet ohne Texte. Lediglich die Musiker sind genannt, darunter auch zwei schwedische Violinisten und ein Cellospieler, die den Songs ein Fläche geben, die sonst üblicherweise von Keyboards übernommen werden. Das ist schon mal als Angenehm zu registrieren. Genau wie die Tatsache, dass er sich bei einem Belle and Sebastian Stück, per Sample bediente und gemeinsam mit Malcolm Middleton arbeitete. Arab Strap sorgten für Inspiration und sicherlich auch das Leben in der einen oder anderen, verrückten, schwedischen Kneipe. Ein Dokument davon ist „Another sweet summer’s night on Hammer Hill“. Ein fröhliches Mitsommerfest, begleitet Lekman bei seinen Ausführungen. „I know why Mona Lisa smiled / Da Vinci must have been a really funny guy / and laughter is the only way into my heart "- heisst es an einer anderen Stelle auf der Platte. Der Song heißt “ A man walks into a bar” und das scheint ganz offensichtlich er selbst zu sein. Folgt man seinem Gesang, der eigentlich klar und schön ist, so erlebt man ihn aber auch immer wieder kurz vor dem abrutschen. Daran mögen die Mittsommerfeste und die Bars in der schwedischen Provinz sorgen, wo er sich jetzt also einen Job suchen möchte. Hoffen wir auf Arbeitgeber, die ihm vielleicht eine Stunde länger Mittagspause geben, damit er vielleicht noch mal eine Platte mit den Aufnahmen der nächsten vier Jahre veröffentlichen wird. Und vielleicht, dass der Lohn hoch genug ist, damit es für eine neue Gitarre reicht.
Jens Lekman
„oh you re so silent, Jens“
Jens Lekman
When I said I wanted to be your dog
Malcolm Middleton
Into the woods