Auf dem Cover des ehemaligen Fellow Travellers Frontmannes Jeb Loy Nichols sind zwei Holzschnitte zu sehen, die sich in entgegengesetzte Richtung gedreht haben.
Während eines der Holzschnitte einen geöffneten Mund und geöffnete Augen hat, sind sie bei dem anderen Holzschnitt verschlossen. Eine Symbolik, die nicht nur auf dem Cover auftaucht, sondern natürlich auch in der Musik. Man kann diese Holzschnitte tatsächlich interpretieren, denn sie sind von ihm selbst gemacht und so nehmen sie bereits die Musik auf dieser Platte vorweg. Es ist eine Platte, die ständig mit den letzten beiden Platten von Jack Johnson verglichen wird und das völlig zu unrecht. Natürlich muss man sich Fragen, warum Jack Johnson inzwischen vor 10 000 Menschen spielt und mit dieser entspannten Akustikgitarrenmusik so viele Menschen begeistert und Jeb Loy Nichols nicht einmal einen Fetzen dieser Bekanntheit erreicht? Das mag legitim sein, doch in Wahrheit orientiert sich Jeb Loy Nichols sich bei genauerem Hinhören ganz anderen Einflüssen. Auch bei ihm fließt die Musik wie aus einem Guss, ist voll mit schönen entspannten Melodien und lädt zum Zuhören und Nachdenken ein. Das sollte immer der  Anspruch einer folkorientierten Platte sein. Jeb Loy Nichols bewegt sich mit seinem Stil aber auch in der Art von moderner Countrymusic, die ohne Klischees auskommt und so etwas wie das moderne Nashville aufzeigt. Inzwischen spielt auch die jüngere Generation diese Art von moderner Folk - und Country inspirierten Musik, die mit den Idolen nichts mehr, oder nur noch wenig am Hut hat. Vielleicht hat der Amerikaner, der inzwischen mit seiner Lebensgefährtin in Wales lebt, Nashville als Aufnahmeort für sein neues Album gewählt. Jeb Loy Nichols’ sehr nasale Stimme ist es dann auch, die ihm diese Countryvergleiche immer wieder einbringt. Mich erinnert sie viel mehr an John Martyn, der mit seiner sanften und zurückhaltenden Art für diese Platte Pate gestanden haben könnte. Schließlich hat auch Jeb Loy Nichols eine ganze Menge Soul in sich und erinnert in den starken Momenten sogar an Marvin Gaye. Immer wenn Chöre aus dem Hintergrund sich zunächst unmerklich in den Musikfluss schummeln, werden die Folk und Countrynummern zu Soulclassics. „Don’t Dance with me“ ist dafür ein gutes Beispiel und wenn Jeb Loy Nichols dann seine Funky Gitarre bei „Ever feel like leaving“ anschlägt, fühlt man sich fast wie in einem verrauchten Jazzclub in den Südstaaten. Auch für den Produzenten Mark Neves ist das eine neue Erfahrung, denn üblicherweise heißt seine Band Lambchop und die hat mit Soul doch eher wenig am Hut. Das wird sicherlich auf den nächsten Alben anders sein, denn Jeb Loy Nichols betont immer wieder gerne „Now Then“ ist eine Platte, die beweisen möchte, dass die Soulmusik nicht 1974 für immer verstorben ist. Um den letzten Beweis dafür anzutreten ist der Hidden Track zu empfehlen, in dem Jeb Loy Nichols sich in alter Soultradition vor den Mitwirkenden und vor allem Mark Neves verbeugt. Und wieder fühlen wir uns wie in einem schwülen Soulclub am Rande der Stadt, in der auch gerne mal Reggae gespielt wird. So wie der eigentlich zurückhaltende Jeb Loy Nichols es auf seinen früheren Platten auch getan hat. Vom Reggae ist wenig auf der Platte zu hören, aber auch vom Country ist nicht viel übrig. Und der Soul - der fängt sich gerade erst an zu etablieren. Ist es nicht ein Kompliment, wenn man am Ende, die Musik von Jeb Loy Nichols gar nicht richtig beschreiben kann? Daher eben auch die beiden Holzfiguren auf dem Cover dieser CD. Die meisten werden die Schweigende am Ende dieser tollen Platte als Metapher für sich selbst aussuchen.
Jeb Loy Nichols
Now then
Jeb Loy Nichols
Just what time it is
Fellow Travellers
No Easy way
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