James Dean Bradfield
The Great Western
 
James Dean Bradfield
The great Western
Sony BMG

Man hört es munkeln: Die Manic Street Preachers sind gerade dabei ihr inzwischen achtes Studioalbum aufzunehmen und fast nebenbei bringt Sänger James Dean Bradfield eine Soloplatte heraus, die sich im Grunde wenig oder besser gar nicht von einem Manic Street Preachers Album unterscheidet. Doch halt - das stimmt nicht ganz, denn „The Great Western“ erinnert an die ganz großen Würfe der Band. An Alben wie „The Holy Bible“, „Everything must go“ oder „This is the truth tell me yours“. Platten die in jede Rockmusiksammlung gehören, die in einem Atemzug mit U2 genannt werden müssen und die uns über die englische Arbeiterklasse mehr erzählen als die antiquierten Platten der 60s Rockstars. Die Manic Street Preachers wissen wie man kritische Songs über das Leben, die Umwelt und Politik schreibt ohne dabei peinlich zu sein: „Ocean Spray“, A design for life“ oder der Hit „If you tolerate this your children will be next“ sind Meilensteine der britischen Band, die sich im letzten Album leider totgelaufen hatten. Vielleicht ist es eine gute Idee vom Sänger James Dean Breadfield, der bislang noch keinen Text für die Manics schrieb und den man auch nur selten an der Gitarre sah, einen Alleingang zu probieren. Die kämpferischen Texte und die Hymnen der englischen Arbeiterklasse wurden alle von Richey Edwards und Nick Wire geschrieben, bis - tja, bis Edwards vor einigen Jahren einfach verschwand. Bis heute weiß niemand wo er ist und die Manic Street Preachers haben nicht unbedingt schlechtere Platten gemacht, nur eben nicht mehr so politische wie in den Anfangstagen der „Motrorcycle Emptiness“ Phase. 
Es soll auf einer Zugfahrt gewesen sein, auf der James Dean Bradfield so einiges zu verarbeiten hatte, als er zu eine Stift und einem Notizblock griff und seinen ersten Song „“An english Gentleman“ schrieb und ihn seinem alten verstorbenen Freund und Mentor Philip Hall widmete. Ein Mann, der sich so aufopfernd um die Band in den Anfangstagen kümmerte, dass sie sogar bei ihm wohnten. Dieser Song und viele weitere Details, auch wenn sie thematisch von ganz anderen Dingen handeln, ist eine Reise zurück. Nachhause kommen, ein Blick zurück, das sind alles Metaphern die man zu verstehen versucht. (Es bleibt einem bei den fehlenden Texten ja nichts anderes übrig). Zu hören ist der Song mit all seiner Street Prechers typischen, hymnischen Dramatik in einer röhrigen Aufnahme auf Bradfields erster Soloplatte. Es ist nur einer von vielen äußerst gelungenen Songs, die tatsächlich an die besten Manic Street Preachers Songs erinnern. Alles ist da, was wir immer an den Manics liebten und oft ist es besser als beim Original. Der große Pathos, die Hymnen und die Synthesizer Flächen, die sich mit den Gitarren zu großen Popsongs vereinen. „Thats no way to tell a lie“ gleich der erste Song auf diesem Album gibt die midtempo und rockige Richtung vor. James Dean Bradfield hat Lust zu experimentieren und greift zu 60s Chören, baut Kirchenglocken ein und schreibt plötzlich Songs, wie sie von George Harrison stammen könnten. „Say hello to the pope“ ist das beste Beispiel dafür, wie der Alt Beatle klingen würde, wäre er noch am Leben und wäre das Risiko eingegangen sich von Trevor Horn produzieren zu lassen. Was wäre aber ein Album aus dem Manic Street Preachers Umfeld, wenn es nicht einen Song geben würde, der schlichtweg zum niederknien ist, den man nie vergisst, den man wieder und wieder hört und der ein guter Freund wird. „Still a long way to go“ ist so ein Song, auch wenn man zunächst gar nicht so recht weiß was man von dieser mutigen Produktion, der kurzen 80er Hardrock Gitarre halten soll und sich wundert, dass es diesen Song wirklich noch nicht gegeben hat. Wenn man beschliesst dass das alles tolerabel ist und Lust hat, auf die Reise in die Vergangenheit zu gehen, dann wird dieser Song mit all seinem Aufbau und dem herzzerreissenden Gesang zu dem was er schon nach dem ersten Hören ist: Ein Meilenstein und davon hat James Dean Bradfield in seiner Karriere zumindest schon einige gesungen. 
 

Kopierschutz: Nein
I - Pod Fähig: Ja 
Demnächst als LP erhältlich
Ähnliche Tipps vom Plattenfreund:
Manic Street Preachers - This is my truth tell me yours
Manic Street Preachers - The Holy Bible