Diana Ross
Blue
 
Diana Ross
Blue
Motown

Auch wenn man Vorankündigungen selten glauben schenken mag, so ist diese Erstveröffentlichung von Diana Ross‘ Album „Blue“ aus den Jahren von 1971/1972 wirklich eine Sensation. Nicht nur, weil man als Konsument nie etwas von diesen Aufnahmen wusste, man hat es nicht einmal geahnt. Nur die Tatsache, dass Diana Ross mehr als die damalig Oscar Nominierung für ihre Darstellung als Billie Holiday in dem Film „Lady sings the Blues“ verdient hätte, das wusste man immer. Diana Ross sang nie so wie Billie Holiday, sie bewegte sich auch nicht wie Billie Holiday, doch am Ende war sie mehr Billie Holiday als Diana Ross. Es wäre eine schizophrene und traurige Geschichte geworden, doch der geschäftstüchtigen Motown Boss Berry Gordy wusste was zu tun war, denn mit seinem Urinstinkt nach Macht, Geld und Diana Ross selbst, schritt er ein und handelte. Diana Ross war 1972 nicht nur als Sängerin sondern plötzlich auch als Schauspielerin auf dem vorläufigen Höhepunkt ihrer Karriere. Sie war plötzlich auf dem Weg eine Jazzdiva zu werden, nur Berry Gordy hatte als mächtiger Musikboss etwas anderes mit ihr vor. Er wollte die farbige Antwort auf Barbara Streisand und nach dem Ende der Supremes 1970 gab es für die bis dahin durchschnittlich talentierte Ross mit den großen Kulleraugen unendlich viele Möglichkeiten, die auch Berry Gordy nicht entgangen sind. Künstlerisch wäre eine Fortsetzung ihrer Jazzkünste sicherlich für die Musikwelt wertvoller gewesen als Hits wie „Chain Reaction“, die sie bei jeder Grammy Verleihung im Palettenkleid von der Showtreppe schmetterte. Doch zurück in die frühen siebziger Jahre, in denen Diana Ross von ihrem Soundtrack „Lady sings the Blues“ gerade innerhalb der ersten Woche schon 300 000 
Exemplare verkauft hatte und nun, ganz wie der Meister Berry Gordy es wollte, den Schritt in den Mainstream gehen sollte. Es gelang, denn gleich die nächste Single „Touch me in the morning“ wurde ein Nummer 1 Hit in Amerika und mal wieder war das Konzept des Motown Bosses aufgegangen. Er formte die Künstler nach seinen Marketingüberlegungen und machte Diana Ross endgültig zum Weltstar. Vergessen waren die Aufnahmen von „Blue“ die in der gleichen Zeit im Spätsommer 1971 in aller Stille von dem Big Band Trompeter und Arrangeur Gil Askey aufgenommen wurden und über dreißig Jahre in einem Regal schlummerten und vergessen waren. Es ist kaum vorstellbar und vielleicht ist die Geschichte auch zu gut, um zu zu entmystifizieren, aber ein findiger Archivar soll einen Blick ins Regal geschmissen haben und diese Aufnahmen wieder ans Licht gebracht haben. Die Frage, was da noch alles so schlummert, muss erlaubt sein. Letztendlich ist es am Ende egal, denn mit „Blue“ gibt es den langersehnten Nachfolger von „Lady sings the blues“ und dieser Nachfolger macht glücklich. Ist es eigentlich ein Zufall, dass er in einer Zeit kommt, in der wir mit Norah Jones und Diana Krall wieder Superstars im Mainstream feiern, die eigentlich aus der Jazzszene stammen?  „Blue“ jedenfalls spielt sie alle an die Wand. Durch Diana Ross hohe Stimme und die völlige Hingabe bei Songs wie „“What a difference a day makes“ “I loves ya Porgy“ und dem umwerfenden „Little Girl Blue“ versetzen uns zurück in eine Zeit, in der die die Leidenschaft der farbigen Jazzsängerinnen aus nachvollziehbaren politischen Gründen größer war als heute. (Wer daran zweifelt sollte die Biographie von Billie Holiday lesen). Aber es ist auch die Aufnahmetechnik und die Authentizität der Instrumente, die diese Platte zu einem solchen Meisterwerk macht. Auf der CD sind zwölf Jazzstandards und sogar noch vier weitere Bonustracks zu hören, bei denen auch niemand weiß, wo die plötzlich herkommen. Wer noch nie etwas mit der Musik von Diana Ross anfangen konnte, der sollte sich mit dieser Platte und natürlich mit „Lady sings the blues“ bekehren lassen und sei es nur für dieses kurze Zeitfenster in der langen Karriere der Diva.

Kopierschutz nein
I Pod fähig ja
Unverständlicherweise nicht auf Vinyl erhältlich
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