Bruce Cockburn
Life Short Call Now
 
 
Bruce Cockburn
Life short call now
Cooking Vinyl

Würden wir es nicht mit einem Album eines der interessantesten Songschreibers Kanadas handeln, könnte man den Albumtitel als Flirtspruch abtun. Natürlich ist „Life short call now“ alles andere als ein lustiges Album, bei dem es um Mann/Frau Beziehungen geht. Wenn schon, dann doch bitte auf höchstem Niveau. „Life short call now“ ist das inzwischen 28. Album des ergrauten Gitarristen und Songschreibers.  Seit knapp 40 Jahren kümmert Bruce Cockburn sich in seinen Songs um das Weltgeschehen und Gerechtigkeit und vor allem immer wieder um Umweltprobleme. Seine Texte zu diesen Themen sind nicht nur durch Songschreibererfahrung auf höchstem Niveau, sie sind von entwaffnender Ehrlichkeit. Jede seiner Platten findet einen Bogen zum Weltgeschehen, zur aktuellen Geschichte, zur Politik und gerne auch zu den Gedanken des kleinen Mannes im Strudel der Weltpolitik. In seiner Karriere schrieb Bruce Cockburn so wunderbare Songs wie „When the Helicopter comes“ von seinem Album“Big Circumstance“, dass sich einmal mit der anderen Seite des Vietnamkrieges auseinandersetzte. Bruce Cockburn ist bis heute ein Friedensbotschafter geblieben, ein zorniger Mann, der trotzdem nie die Poetik vergisst. Um so überraschender war es, als er zuletzt ein Instrumentalalbum einspielte, bei dem man sich endlich einmal auf das filigrane Gitarrenspiel konzentrieren konnte. Man hätte die Tatsache, dass man  es mit einem absolut brillanten Gitarristen zu tun hat, nie vernachlässigen sollen, denn neben seinen Texten und wunderschönen Songs ist Bruce Cockbrun auch ein Gitarrenfreak, der zwar eher die leisen Töne anschlägt, der aber auf seine Weise sowohl auf der akustischen, wie auch an der elektrischen Gitarre etwas unverwechselbares besitzt. Auf „Life short call now“ ist das nicht anders und doch unterscheidet sich dieses neue Album ganz wesentlich vom letzten. Denn Bruce Cockburn singt wieder und hat 12 Songs geschrieben, bei dem mit „Peace March“, „Jerusalem Poker“ und „Nude Descending a staircase“ nur drei Instrumentalstücke zu finden sind. Falls man diese Songs übrigens mag, so empfehle ich das Instrumentalalbum „Speechless“. „Life short call now“ ist zum großen Teil bei einer Reise nach Baghdad im Jahr 2004 entstanden. Getrieben von den Bildern und Nachrichten aus dem Irak, hat es Bruce Cockburn selbst in die Stadt gezogen und vor Ort zu sehen, was Menschen Menschen antun können. Was ein Musiker wie Bruce Cockburn daraus macht, ist beeindruckend und schön zu gleich, auch wenn das vielleicht vor dem Hintergrund nicht die beste Formulierung sein mag, aber Bruce Cockbrun ist nun mal kein lauter, kein Schreihals sondern eben der sensible ruhige Songschreiber, der trotzdem gehört wird. Und wie. „Tell the universe“ und natürlich „This is Baghdad“ hallen lange nach und hinterlassen Spuren. Wenn man sich die Songs genau anhört, sind sie stärker als die Berichte aus den Nachrichten, aber das mag natürlich auch im Auge und in diesem Falle im Ohr des Betrachters/Hörers liegen. Die zwölf Songs von „Life Short Call Now“ entstanden teilweise unter Mitwirkung von Ani Difranco, Ron Sexsmith, Hawksley Workman, Damhnait Doyle und einem 23-köpfigen Orchester. Produziert hat Jonathan Goldsmith, der bereits an Cockburns 1984er Erfolgsalbum „Stealing Fire“ beteiligt war. Die Produktion wird dann auch dem filigranen Gitarrenspiel des Altmeisters gerecht. Auch das ist eine gute Nachricht im schnelllebigen Musikgeschäft. Man könnte noch alle einzelnen Songs aufzählen, die diese Platte so wertvoll machen: „Life short call now” mit dieser unvergesslichen und cleveren Hookline oder das Gänsehaut-Stück „Beautiful Creatures“ bei dem Cockburn mit einer hohen verzweifelten Stimme von dem Verschwinden der Kreaturen auf dieser Welt erzählt. Diese Platte ist nicht spektakulär, sie ist nicht laut und sie wird nicht viele Käufer finden, doch wer sie entdeckt wird sie immer wieder auflegen und 
ins Herz schließen.


Kopierschutz: Nein
I - Pod Fähig: Ja 
Bislang nicht als LP erhältlich
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