Paradies der gefälschten Dinge
 
Vor drei Jahren hat er sein letztes Album gemacht und in allen Kritiken ist davon zu lesen, dass „Paradies der gefälschten Dinge“ ein Neuanfang ist.  Für uns Fans dieses grandiosen Songschreibers gibt es da aber glücklicherweise keine Veränderung. Was geht es uns an, ob er ein neues Label hat und eine neue Konzertagentur. Musikalisch wird es erst relevant, wenn wir den vielleicht etwas fetteren Sound von Olsen Involtini (Seeed, Peter Fox), bemerken. Aber durchgängig ist Niels Frevert Niels Frevert geblieben. Gott sei Dank, denn seine Songs sind im deutschen ziemlich unerreicht. Da können noch so viele neue Indie Stars aus ihren Löchern kriechen, Niels Frevert ist ihnen meistens lyrisch haushoch überlegen. Das ändert sich auch diesmal nicht. „Das mit dem Glücklichsein ist relativ“ ist einer diesen großen Glücksgriffe in der deutschen Musik, der Text zum niederknien schön und wenn dann die Bläser einsetzen  geben sie  einem den Rest. „Und plötzlich wird meine Hand von Deiner gehalten und plötzlich werde ich irgendwann mal alt werden.“ Die Stimme geht hoch, und dann gönnt Niels Frevert sich sogar noch in bester Element of Crime - Tradition ein Trompeten-Solo. Kluge, poetische Sätze und tragische Geschichten die des Mannes in der Psychiatrie oder 
wie die des Muschelkaufs, der kurz bevor er ins Koma fällt noch erfährt, dass die Muscheln atmen müssen. Als er mit dem Fahrrad verunglückt liegen die Muscheln auf der Straße und atmen.  Die Unmittelbarkeit der Dinge des Alltags, die Liebe und das Ende der Liebe wie bei der Abbiegung machen das Album aus. „Ich werde immer auf Deiner Seite sein egal was kommt egal was war, aber als Feind werde ich Dir nicht mehr zur Verfügung stehen, weil ich nicht mehr kann, weil ich nicht mehr will.“ Ist also das „Paradies der gefälschten Dinge“ ein Altersalbum geworden? Ich befürchte ja und ich liebe es.


Als CD, auf Vinyl und als Download erhältlich.
Niels Frevert
Mittwoch, 17. September 2014